Die Hopfenernte

Zum Hopfenzupfen in die Hallertau

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Die Arbeit bei der Hopfenernte ist sehr anstrengend, trotzdem ist die Gruppe gut gelaunt.

Viele Erinnerungen kommen Christine Stahl aus Thurasdorf in den Sinn, wenn sie ihre Bilder betrachtet. Ihre Gedanken sind fast ein halbes Jahrhundert alt, geben einen Einblick in eine Zeit, die viele nur noch aus Erzählungen kennen. Viel zu erzählen hat sie über die Hopfenernte in der Hallertau.

Es war in den 50er-Jahren, als wir zum Hopfenzupfen in die Hallertau fuhren. Wir sind immer mit einem Omnibus gefahren worden, für mich war die Fahrt allerdings alles andere als schön. Es dauerte gar nicht lange und mir wurde richtig schlecht. Die, die nahe bei mir saßen, machten mir freiwillig einen Platz zu einem Fenster frei, als sie sahen, wenn es losging.

Ich kam immer ganz krank in der Hallertau an, aber am anderen Tag ging es mir schon wieder gut. Wir waren beim Hopfenbauern Mierlach in Gaden angekommen, das war ein schöner Hof. Die Hopfengärten waren nahe um den Hof herum angelegt, wir mussten nicht lange gehen und waren im Hopfengarten. Zum Übernachten wurde in einem großen Schuppen ein Haufen Stroh aufgeschüttet. Ob Mann, ob Frau – jeder bekam zwei Decken, so konnte man sich selber einen Schlafplatz herrichten und aussuchen. Diesen behielt man die ganzen drei Wochen, doch zum Schlafen kam man so schnell nicht. Bei so viel Leuten auf einem Haufen gab es immer wieder eine Gaudi. Mit der Kleidung, die man gerade anhatte, ging man dann endlich schlafen. Am nächsten Tag ging es nach dem Frühstück gleich hinaus in den Hopfengarten: Jeder bekam einen Korb, in den man den Hopfen pflückte und der musste ganz voll sein, das war dann ein Metzen, dafür bekam man ein Blechl.

Man musste ihn zum Wastl hinaustragen, der den Hopfen dann in große Säcke leerte, heimfuhr, und in die Dare brachte. Weiter ging es, jeder in seiner Reihe. Der Boiger Franz erntete mit der langen Stange die Hopfenreben, die hoch oben eingehängt waren. Man sagte zum Franz oft: „Striegel aber keine Hex herunter.“ Das ist eine Rebe mit sehr viel Laub, an der die Hopfendolden immer einzeln dranhingen. Man brauchte lange, bis sie abgepflückt waren.

Ein Bild aus dieser Zeit ist schon eine schöne Erinnerung: Gerade wenn man die Amalie, die Nachbarstochter, sieht, wie sie lacht. Sie hat auch ihren Aubauern Alfons dabei und auch der Sepp, sein Bruder, ist da. Wir haben sie immer nicht recht auseinanderhalten können. Wenn wir sie fragten, welcher ihr Mann denn sei, hat sie immer gesagt: „Der Saubere halt!“ Auch ihre Schwester Resl, die Minna, die dann später meine Schwägerin wurde, und unser Cousin waren mit dabei. Und erst die Nandl! Mit der kann niemand mithalten. Sie ist mit ihrer Reihe so weit vorn, sie bringt sich auch in kein Gespräch mit ein, dass sie ja nicht aufgehalten wird. Sie hat immer die meisten Blechl, die sie dann in Geld umtauscht. Sie müht sich sehr ab, man kann sagen: „ohne Fleiß kein Preis“. Im Hintergrund des Bildes sieht man den abgeernteten Hopfengarten, die drei Wochen sind auch schon bald wieder vorbei. Jeden Tag haben wir uns bemüht, möglichst viele Metzen messen zu können. Wenn ich mein kleines Bild betrachte, erkenne ich noch so manche Leute, die jedes Jahr zum Hopfenzupfen mitfuhren. Zum Kasimir Alfons gingen wir immer und fragten, ob wir noch mitfahren können, er hatte auch Verwandte, die gern dabei waren. Man hat dabei auch so manche Gaudi mitgemacht. Wir haben auch oft gesungen, ich habe auch die schönen alten Lieder noch singen können, die den älteren Leuten auch noch gut bekannt waren.

Wenn alle Hopfengärten abgeerntet waren, gab es das Hopfenmahl: Jeder konnte essen und trinken, so viel man wollte. So waren die drei Wochen schnell vorbei. Was bleibt, ist immer Erinnerung.

Quelle: Christine Stahl, Thurasdorf, in: Lesergeschichten der Bogener Zeitung vom 23. Juli 2016 (Zeitversetzte Übernahme aufgrund einer 14-tägigen Sperrfrist.)