Falkenfels
Das Irlmeier Salz
Es werden ihn nicht mehr viele persönlich kennen, den Simmel Xaver aus Kienberg bei Ascha, ein rechtschaffener und fleißiger Landwirt und ehemaliger Bürgermeister der Gemeinde Bärnzell, die im Zuge der Gebietsreform aufgelöst wurde. Diejenigen aber, die ihn noch persönlich gekannt haben, erinnern sich noch gerne an ihn. ...
... Er war ein recht angenehmer Zeitgenosse, über dessen Gesicht stets ein Lächeln huschte und der mit seinen lustigen Augen und dem Schalk im Nacken immer zu einem Scherz aufgelegt war. Trotz der harten Arbeit auf dem Hof gönnte er sich zuweilen eine Auszeit beim Postwirt in Ascha und besuchte dort seine Stammtischfreunde, bei denen sofort Freude aufkam, wenn er seinen Kopf zur Wirtshaustür hineinsteckte und am runden Tisch Platz nahm. Sie wussten, dass jetzt keine Langeweile mehr aufkam, denn der Simmel war ein guter Gesellschafter und Spaß‘lmacher. Da hob sich sofort die Stimmung und die Unterhaltung verlief angeregter und lebendiger.
Wenn das aktuelle Tagesgeschehen ausführlich besprochen, die neuesten Ereignisse im dörflichen Leben ausgetauscht waren, wurde über die Politik geschimpft, die niedrigen Getreidepreise und landwirtschaftlichen Subventionen angeprangert. Und wenn dann die Unterhaltung zu erliegen drohte und wenn sich ein fremder Gast an den Stammtisch gesellte, dann konnte es sein, dass sich die folgende Prozedur abspielte, die den angestammten Freunden wohl bekannt war, von der der neue Gast aber keine Ahnung hatte.
Vom Simmel Xaver, der sich soeben noch eifrig am Gespräch beteiligt hatte, kam kein einziges Wort mehr. Wie ein Häufchen Elend kauerte er auf seinem Platz, drückte einen weißen Briefumschlag an seine Wange und ließ von Zeit zu Zeit ein leises Wimmern vernehmen, das auf große Schmerzen schließen ließ. Wie von selbst kam die Frage aus der Runde: „No, Simmel, wos host denn naha?“ „Zahnweh, a greißlich‘s Zahnweh“, war die kurze Antwort. „Und wos host naha in dem weißen Briefumschlag?“, wollte ein anderer wissen. „A Irlmeier-Salz, dös huift gega dös Zahnweh“, erklärte der Leidende. Damit ließ man es zunächst bewenden, und die Unterhaltung ging ohne den Simmel weiter.
Plötzlich drängte es den Simmel Xaver zum Gang zur Toilette, den weißen Briefumschlag aber ließ er wohlweißlich auf dem Tisch liegen. Deshalb kam sofort von einem Stammtischler der Vorschlag: „Den ‚Simmel, den schmier‘ ma jetz aus.“ Der Briefumschlag wurde geöffnet, der Inhalt, es war wirklich Salz, wurde unter den Tisch geschüttet und das Kuvert stattdessen mit Zigarettenasche befüllt. Kurze Zeit später nahm der Simmel wieder seinen Platz ein und drückte erneut sein Irlmeier-Salz an die Wange, was schließlich die Frage provozierte: „Geh weiter, Simmel. Da is ja gar koa Soiz drinn!“ „Wett‘ ma um fünf Maß Bier, dass da a Soiz drinn is“, ereiferte sich dieser. Der fremde Gast, der ja Augenzeuge des Tausches gewesen war, schlug siegessicher auf die ausgestreckte Hand ein und bekräftigte: „Guit scho, jetzt muasst aber aufweis‘n“, eine Aufforderung, der der Simmel Xaver gerne nachkam.
Feierlich und mit einem verschmitzten Lächeln im Gesicht öffnete dieser seinen Briefumschlag und ließ reines Salz auf den Tisch rieseln. Sein Wettpartner, der nicht bemerkt hatte, dass der Simmel den Umschlag in einem unbeobachteten Augenblick vorher ausgetauscht hatte, brauchte für den Spott nicht mehr sorgen und musste die Wette begleichen. Fünf Maß Bier musste der Postwirt, der Vogl Max, auf den Tisch stellen, an der sich die gesamte Stammtischrunde nun gütlich tat. Und wenn sich der betrogene Gast, es war übrigens einmal ein Kriminaler, der in einer Brandsache im Ort ermittelte, gar noch tüchtig beim Trinken reinhängte, konnte er den Schaden sogar ein wenig begrenzen.
Oh holde Stammtischherrlichkeit, wo bist du geblieben, mag man sich da denken, wenn man sich bei dem herrschenden Wirtshaussterben und dem verordneten Rauchverbot an frühere gesellige Runden in den Dorfwirtshäusern erinnert.
Aus: Mitterfelser Magazin 17/2011
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