„Auch in Zukunft in Dörfern angenehm leben“

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Landrat Josef Laumer (Mitte) flankiert von Ludwigs: Die Urkunden des Kreisentscheids übergab er am Donnerstag an die beiden Bürgermeister Ludwig Waas (links, Niederwinkling) und Ludwig Ettl (rechts, Falkenfels). (Foto: map)

Wettbewerb hilft durch den Blick von außen – Urkunden für Falkenfels und Niederwinkling

Straubing-Bogen. Mangels Konkurrenz waren sie keine „Sieger“, dennoch nannte Landrat Josef Laumer die beiden Dörfer, die auf Kreisebene bei „Unser Dorf hat Zukunft“ mitgemacht haben, am Donnerstag so – denn ein Gewinn ist allein schon das Dabeisein auf alle Fälle: für die Dorfgemeinschaft, für das Leben im Ort. Und obwohl sie in ihren Kategorien gegen kein anderes Dorf antraten, hatten sich Niederwinkling und Falkenfels sehr wohl den Augen einer Kommission zu stellen. Diese befand sie für würdig, den Landkreis auf Bezirksebene zu vertreten. Dieses Ergebnis wurde nun mit der Übergabe der Urkunden im Landratsamt gefeiert.

„Es ist gut, wenn man von außen hört, was man verbessern kann“, sagte Ludwig Ettl, der Bürgermeister von Falkenfels, bei der Kreis-Abschlussfeier. „Selber sieht man die Schwächen nicht.“ Für ihn sei der Gang durch den Ort schließlich tägliche Normalität.

Sein Dorf fällt in die Kategorie der kleinen Orte mit weniger als 600 Einwohnern, und Harald Götz, Kreisfachberater für Gartenkultur und Landespflege, stellte es in der Feierstunde im kleinen Sitzungssaal, an der auch die Kommissionsmitglieder teilnahmen, in Wort und Bild vor. Es gab keineswegs nur Kritikpunkte, sondern es kam durchaus einiges an Lob zusammen; etwa für die Umwandlung der ehemaligen Schule in ein Dorfgemeinschaftshaus mit Bücherei, für einen „dorfgerechten“ Straßenausbau, für die neue Einfassung des Weihers aus Holz und Granit, für eine alte Streuobstwiese oder die recht ansprechende Friedhofsanlage.

Burg und Puppentheater sind Anziehungspunkte

Götz zeigte sich ferner erbaut, dass das Schlosscafé sonntags geöffnet hat und dann auch der Turm bestiegen sowie ein kleines Museum besichtigt werden kann. Als Attraktionen erwähnte er den Burgtheaterverein und das sogar weit über die Gemeinde hinaus bekannte Puppentheater Karotte. Größter Kritikpunkt war der rote Toiletten-Container, der beim Sportplatz steht. Die Notwendigkeit eines solchen leuchtete der Kommission durchaus ein, sie regte jedoch an, ihn vielleicht in einer anderen Farbe zu streichen, ihn zu begrünen oder zu verkleiden.

Auch ein paar Empfehlungen für künftige Pläne gab es – etwa, bei der Auslichtung des Baumbestandes am Burgberg behutsam vorzugehen. Die Kommission warnt außerdem davor, an einer Straße hinauf zur Burg, an der ein altes, baufälliges Gebäude steht, dieses ersatzlos abzureißen: „Eine markante Bebauung ist an dieser Stelle besser.“ Ferner sei der Platz zwischen Alter Schule und Pfarrheim deutlich verbesserungsfähig.

Die finanzielle Ausstattung von Niederwinkling, das in der Kategorie der Orte bis 3 000 Einwohner antritt, ist eine andere als die in Falkenfels; dass hier unbändiger Gestaltungswille am Werk ist, beeindruckte die Kommission sehr. Von „langjähriger, kluger, konsequenter Ansiedlungspolitik“ und einem „innovativen Einsatz der Geldmittel für Bürger und Gemeinde“ sprach Kreisfachberater Johann Niedernhuber, der diesen Teil des Vortrags bestritt. Im Fall von Niederwinkling könne man kaum Anregungen geben, sagte er.

Vom Straßendorf zu einem Dorf mit Mitte

Sein Lob begann bei der Unterstützung für ansiedlungswillige Betriebe und endete bei den mit Stauden abwechslungsreich bepflanzten Parkplatz-Beeten. Dazwischen war unter anderem die Rede von prächtigen Bäumen und einem hohen Umweltstandard sowie Verwendung nachwachsender Rohstoffe bei öffentlichen Gebäuden, vom Freibad, bei dem auch der Eintritt frei ist, von Oberflächenwasserversickerung und von Weinstöcken auf dem Friedhofsgelände, die die Kinder an ihre Kommunion erinnern. – Vor allem aber von der Dorfmitte, die sich Niederwinkling selbst gegeben hat.

Damit hat es sein früheres Straßendorf-Dasein hinter sich gelassen, wie Niedernhuber ausführte. Die neue Dorfmitte ist zu Fuß bestens erreichbar, mit Begegnungszentrum – in dem sich etwa Bücherei und ein hervorragend ausgestatteter Theatersaal befinden –, Wohnangeboten für Senioren, sozial Schwache und Menschen mit Behinderung, mit medizinischem Angebot und Einkaufsmöglichkeit. Aber wie sein Kollege Ettl betonte auch Niederwinklings Bürgermeister Ludwig Waas: „Für die Entwicklung kann man gar nicht genug Tipps kriegen.“ Der Wettbewerb zeige einem einen Ist-Stand auf, aus dem heraus sich neue Ziele formulieren ließen.

Der Wettbewerb stärkt die Dorfgemeinschaft

Dass der Wettbewerb die Dorfgemeinschaft stärkt und festigt, darauf wies Landrat Josef Laumer hin, der betonte: „Ohne die aktiven Bürger geht gar nichts.“ Wo freilich die Menschen hinter der Entwicklung ihres Dorfes stehen, könne oft schon „mit nur geringem Einsatz viel erreicht werden“.

Laumer erinnerte an die Anfänge des Wettbewerbs im Jahr 1961, lange Zeit hieß die Veranstaltung „Unser Dorf soll schöner werden“. Dass es allerdings um sehr viel mehr als nur den schönen Schein geht, zeigt der heutige Titel „Unser Dorf hat Zukunft“. „Es geht um die demografische Entwicklung, es geht um eine lebendige Dorfgemeinschaft, es geht darum, dass es auch in Zukunft angenehm sein soll, in den Dörfern zu leben“, betonte der Landrat in seiner Rede.

Seit 1961 habe sich der Landkreis bisher immer am Wettbewerb beteiligt. Leider hätten sich diesmal außer Falkenfels und Niederwinkling keine weiteren Teilnehmer gefunden. Aber auch, wenn sie im Kreisentscheid damit außer Konkurrenz antraten, seien „beide Orte würdige Vertreter des Landkreises im Bezirksentscheid“.

Quelle: Monika Prechtl/BOG Zeitung vom 27. Januar 2017 (Zeitversetzte Übernahme aufgrund einer 14-tägigen Sperrfrist.)