Hammam-Lif, Tunesien, will nach Aschinger Vorbild Projekte umsetzen

2022 09 28 Ascha Vorbild fuer Hammam Lif

Der Vertreter der tunesischen Stadt Hammam-Lif Naoufel Azizi (Mitte) mit den Dolmetschern (von rechts) Youssef Hijazi und Yasmine Khaled-Jaiser beim Treffen mit (von links) Aschas 3. Bürgermeister Michael Landstorfer, Gemeinderat Uli Aschenbrenner, Bürgermeister Wolfgang Zirngibl und 2. Bürgermeister David Groth Foto: Irene Haberl – Vergrößern durch Anklicken!

Eine nachhaltige Welt schaffen – Unterstützung zugesichert

Ascha gehört zu den deutschen Kommunen, die in der Folge der 2015 von den Vereinten Nationen verabschiedeten Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung ...

... über eine Partnerschaft mit der nordtunesischen Stadt Hammam-Lif hilft, entsprechende Ziele auf kommunaler Ebene umzusetzen.

Mit Unterstützung der „Servicestelle Kommunen in der Einen Welt“ (SKEW) trafen sich in der vergangenen Woche die kommunalen Akteure aus 22 partnerschaftlich miteinander verbundenen deutschen und afrikanischen Städten zur fünften Partnerschaftskonferenz in Dresden. Neben globalen Nachhaltigkeitszielen zu Themen wie innovative Digitallösungen für eine nachhaltige Stadtentwicklung, Bildung, Bürgerbeteiligung und nachhaltiger Umweltschutz sorgten lockere Diskussionen in Gremien beispielsweise zum Hochwasserschutz, zur Urban-Mobility und -Gardening und in Kleinprojekten zum Schüler- oder Künstleraustausch zu reger Konversation.

Umsetzung auf Augenhöhe

Zu einem nachgelagerten Arbeitstreffen reiste Hammam-Lifs Stadtrat Naoufel Azizi mit den beiden Aschinger Bürgermeistern Wolfgang Zirngibl und David Groth im Anschluss der Konferenz nach Ascha, um sich vor Ort ein Bild von der bayerischen Kommune zu machen und gemeinsame Projekte auf gleicher Augenhöhe zu erörtern. Ohne Industrie gilt die etwa 45.000 Einwohner zählende nordafrikanische Stadt als lebendiges Verwaltungszentrum mit öffentlichem Nahverkehr zwischen Mittelmeer und einem Naturschutzgebiet im Hinterland. Kritik äußerte Azizi an der Sicht der Politiker zur Abfallwirtschaft. So verzögere sich beispielsweise eine Genehmigung zum Abriss eines Hochwasserschutzes vor dem Strand, der für den Stau von über die Kanalisation in das Meer eingeleitete Abwässer verantwortlich sei. Abwasser liege dabei nicht in kommunaler Hand und Kläranlagen könnten nicht mit dem Bevölkerungswachstum mithalten. Zirngibl sprach davon, beim Ausbau von Dienstleitungen, dem Wandel der Energieversorgung in die „saubere Energie von Sonne“ und der Aufwertung von Gebieten mittels kultureller Veranstaltungen nicht nachzulassen.

Ascha wolle dabei helfen, so Zirngibl. Um das im Vergleich zu Deutschland und besonders zu Ascha noch weit zurückliegende Müllbewusstsein in dem afrikanischen Staat zu sensibilisieren, wolle man ein Kleinprojekt mit 14 000 Stofftaschen, deren Planung, Herstellung und Verteilung in einheimischer Hand liegen soll, finanzieren. So soll beispielsweise an Schulen für eine „plastiktütenfreie Kommune“ Werbung gemacht werden.

Ein Kindergarten für Hammam-Lif

Erfreut zeigte man sich in Ascha über die Fortschritte im Zusammenhang des bei dem vergangenen Treffen angeregten Projekts zur Mülltrennung. Im Auftrag von Hammam-Lif und 13 benachbarten Kommunen wurde ein Forschungsbüro mit der Erstellung eines Gutachtens zur Abfallwirtschaftssituation beauftragt, das für weitere diesbezügliche Maßnahmen beim zuständigen Ministerium verlangt wird. Ein Projekt brennt dem Politiker aus Tunesien besonders auf den Nägeln. Da die Kinderbetreuung in Form eines Kindergartens nur in privater Hand liegt, beabsichtigt man in Hammam-Lif ein im Besitz der Kommune liegendes Grundstück mit Haus und Garten nach entsprechenden Vorschriften in einen Kindergarten umzugestalten. Eine Planung laufe bereits. Für die Finanzierung in Höhe von 200 000 Euro kommen je zur Hälfte der Staat und die Kommune auf.

Aschas Bürgermeister zeigte sich gegenüber diesem Projekt sehr aufgeschlossen und versprach den Vertretern eine Mitfinanzierung über das Bundesministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung als Investivmaßnahme zu eruieren.

Irene Haberl, in: BOG Zeitung vom 28. September 2022 (mit Gen. der Lokalredaktion)