Mitterfels. Interkulturelles Kunstprojekt von Jugendlichen

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Starke Bilder zum Thema Nahost – Ausstellung beim Kunsttag

Am Anfang standen die Gedichte, geschrieben von jungen Syrern und Irakern, die bei Wolfgang Hammer vom Interkulturellen Helferkreis Asyl Deutsch lernten. Die Gedichte wurden gemeinsam vom Arabischen ins Deutsche übersetzt und drücken auf bewegende Weise aus, was die Flüchtlinge erlebt und erlitten haben. Aber auch, wie dankbar sie für die Aufnahme in Deutschland sind.

Als der Kunstpädagoge Michael Witte von „kunstraupe: mobile jugendkunstschule“ als Ehrenamtlicher beim Helferkreis zu arbeiten begann, hatten er und Wolfgang Hammer die Idee für ein gemeinsames Kunstprojekt: Unter dem Motto „Kunstraum Mitterfels – der Nahe Osten in Niederbayern“ waren Jugendliche zwischen 14 und 21 Jahren eingeladen, Bilder zu den Gedichten der Mitterfelser Flüchtlinge zu finden, mit Themen wie Flucht und Heimat, Waffen und Frieden, aber auch Liebe und Versöhnung.

Eines der Ziele der Aktion: Die ausdrucksvollsten Gedichte und ebenso viele Kunstwerke im Mai beim 5. Bayerischen Jugendkunstschultag in Rosenheim vor- und auszustellen. Doch damit nicht genug: Das Kunstprojekt wird als Koproduktion des AK Heimatgeschichte und der „Kunstraupe“ von Michael Witte als Buch erscheinen, auf Anregung von Wolfgang Hammer, der Mitglied im Verband Deutscher Schriftstellerinnen und Schriftsteller Ostbayerns ist.

Kunstprojekt3 017 BOG ZTG 00 130217Beim Deutschlernen mit den jungen Asylbewerbern, beim rhythmischen Sprechen seien die Gedichte entstanden, erst in arabischer, dann in deutscher Sprache, erinnert sich Wolfgang Hammer. Auch Elisabeth Vogl vom AK Heimatgeschichte sieht das Projekt positiv. Es füge sich bestens in die Inhalte des Mitterfelser Magazins ein, das der AK einmal im Jahr herausgibt. In der arabischen Kultur komme dem Gedicht eine besondere Bedeutung zu, erklärt Michael Witte. „Die entscheidenden Dinge des Lebens, in Gedichten verfasst, werden ein Teil persönlicher und geteilter Erinnerung“.

Leonie und Sina beim Drucken.

Schon im November wurde im „Haus der Begegnungen“, wo inzwischen eine kleine Künstlerwerkstatt entstand, mit der Arbeit begonnen. Leonie und Eva-Maria, Sina und Jasper machten sich mit den Gedichten vertraut und wurden von Witte in die verschiedensten Mal- und Bildtechniken eingeführt: Zeichnungen, Monotypien auf Glasplatten, Drucke, Holz- oder Linolschnitte und Fotografien waren erlaubt und sollten die Inhalte der Gedichte mit ihren zerbrechlichen Träumen und Lebenszielen der jungen Flüchtlinge widerspiegeln. Einzige Vorgabe: Die Arbeiten mussten in schwarz-weiß ausgeführt werden. Die Syrer Ahmad Hassan und Fadi Aras sind als Vertreter der Flüchtlinge mit dabei.

Inzwischen hat sich viel getan. In der kleinen Künstlerwerkstatt entstanden starke, großformatige Bilder mit beeindruckenden, effektvollen schwarz-weiß und hell-dunkel Kontrasten. Die jungen Leute hätten sich gegenseitig positiv beeinflusst und sich immer wieder gefragt: „was ist dort mit den Menschen passiert?“ und „wie fügt sich mein Bild in das Thema ein?“. Er selbst habe die jungen Künstlerinnen und Künstler meist bestärkt, nachdem sie mit den Techniken vertraut gewesen seien. Die Jugendlichen werden ihre Arbeiten für das gemeinsame Buch selbst auswählen und, wenn gewünscht, in der Ausstellung vorstellen, sagt Witte. „Das gehört zur Autonomie des Künstlers“. Wolfgang Hammer denkt auch an eine kleine Ausstellung der Arbeiten im Mitterfelser Burgmuseum, verbunden mit der Lesung der Gedichte.

Quelle: Elisabeth Röhn/BOG Zeitung vom 13. Februar 2017 (Zeitversetzte Übernahme aufgrund einer 14-tägigen Sperrfrist.)

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