Das Lernen daheim fordert Schüler und Eltern

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Jeden Morgen hat Vanessa Online-Unterricht, bei dem die Lehrerin die Aufgaben für den Tag erklärt. Die werden dann anschließend erledigt, bevor es mittags noch einmal ein Online-Treffen mit der Klasse gibt. Foto: Kerstin Kerscher

Grundschulen haben beim Homeschooling aufgerüstet, aber Motivation der Kinder leidet


Unterricht ja, aber auf Distanz – das heißt es seit Montag auch für alle Schüler im Landkreis. Gerade für Familien mit Grundschulkindern ist das eine Herausforderung. Drei Mütter berichten, wie das Homeschooling umgesetzt wird, was sich im Vergleich zur ersten Schulschließung verändert hat und wie ihre Kinder mit der Situation umgehen.

Der Jahreskalender ist das aktuelle Thema im Heimat- und Sachkundeunterricht von Vanessa Kerscher. Die Siebenjährige besucht die zweite Klasse der Grundschule Mitterfels-Haselbach und bei ihr hat sich im Vergleich zum Homeschooling im letzten Frühjahr viel getan.

„Jeden Tag um 8.30 Uhr hat Vanessas Klasse jetzt ein verpflichtendes Online-Treffen über MS Teams, in dem die Lehrerin den Kindern den Stoff erklärt, Aufgaben verteilt, aber auch einfach mal nachfragt, wie es ihnen geht“, erzählt Mama Kerstin Kerscher. Ein zweites freiwilliges Treffen finde dann täglich noch einmal um 11.30 Uhr statt.

Diese Neuerung sei total wichtig für ihre Tochter. Zum einen, weil die Lehrerin den aktuellen Stoff erklärt und sagt, worauf es – wie jetzt bei den Arbeitsblättern über die verschiedenen Monate – ankommt. Aber auch, weil Vanessa so ihre Freunde täglich zumindest online sehen und nach dem offiziellen Meeting auch noch ein bisschen mit ihnen quatschen kann.

Sie ist positiv überrascht, wie gut bereits in den ersten Tagen auch in Sachen Technik alles funktioniert. Dennoch sei das Lernen daheim in keiner Weise mit dem Präsenzunterricht vergleichbar. Und auch die Vereinbarkeit von Job und Homeschooling sei jeden Tag eine Herausforderung.

Kein Homeoffice möglich

Kerstin Kerscher arbeitet Teilzeit in der Kieferorthopädiepraxis in Mitterfels und kann nicht im Homeoffice arbeiten. Ihr Mann hat nun über die Weihnachtsferien quasi durchgearbeitet, sodass er nun im Januar daheim sein kann. „Die nächsten Wochen haben wir gut organisiert, aber wenn es dann so weitergehen sollte, wird es irgendwann schwierig und geht auch an die Substanz“, ist sie sich sicher.

Ähnlich sieht das auch Pia Geiger aus Bogen. Ihr Sohn Laurin besucht dort die erste Klasse der Montessori-Schule und ist, wie sie selbst sagt, noch gar nicht so wirklich im Schulleben angekommen. „Ich muss auf jeden Fall immer in Reichweite sein, wenn er seine Aufgaben macht und ihn auch immer wieder neu motivieren“, erzählt sie.

Online-Meeting

Das Gute sei, dass es an der Montessori-Schule keinen fest strukturierten Plan gebe, an den sich Schüler und Eltern halten müssen, sondern man sich seine Aufgaben aus einem großen Pool an Arbeitsblättern selbst aussuchen könne. „Es gibt die Vorgabe, dass jeden Tag Deutsch, Mathe und ein weiteres Fach bearbeitet werden müssen, aber wie viel wir machen, bleibt uns überlassen“, erzählt sie. Viermal die Woche komme außerdem ein Online-Meeting für die Schüler dazu.

„Das Lernen daheim ist natürlich schwieriger und Laurin würde lieber in die Schule gehen“, sagt Pia Geiger offen. Dennoch ist sie froh darüber, dass es bislang gut klappt. Das sei auch so, weil sie selber im Einzelhandel arbeitet und momentan in Kurzarbeit zu Hause ist. „Ich hoffe, dass sich das auch noch so gut regeln lässt, wenn ich wieder arbeiten muss und dann immer noch Homeschooling ist“, sagt sie.

Eine gute Umsetzung für das Lernen auf Distanz hat auch die dritte Klasse der Grundschule Oberalteich gefunden. Jeden Morgen um 8.30 Uhr trifft sich die Klasse zum MS Teams Meeting. Die Schüler starten gemeinsam in den Tag und die Lehrerin erklärt, welche Aufgaben anliegen. „Und nach dem ersten Meeting können die Kinder bis zum nächsten Treffen, das mittags stattfindet, eingeloggt bleiben und die Lehrerin fragen, wenn sie etwas nicht verstanden haben oder sie Hilfe bei den Aufgaben benötigen“, erzählt Nicole Neubert, deren Sohn Aeneas die Klasse besucht. Die Lehrerin sei also quasi den ganzen Vormittag greifbar, was absolut toll sei.

Wissenslücken

„Im Vergleich zur ersten Schulschließung hat sich hier richtig viel getan. Da gab es nur einmal pro Woche einen Anruf, ob alles passt“, sagt Nicole Neubert. Ganz ohne die Hilfe der Eltern gehe es aber auch jetzt nicht. Das sei auch bei ihrer Tochter, die in die siebte Klasse geht, nicht der Fall. Vor allem die Motivation schwanke von Tag zu Tag. „Kinder brauchen eine geregelte Struktur. Auch wenn es jetzt gut funktioniert, sind wir schon oft am Limit und hoffen, dass die Schulen bald wieder öffnen“, sagt Aeneas’ Mama. Sie ist überzeugt, dass die Kinder trotz Anstrengung Wissenslücken haben werden, da nichts den Präsenzunterricht ersetze.

Von Eva Rothmeier, in: BOG Zeitung vom 15. Januar 2021

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