"Zugehen auf Weihnachten" - Zum 2. Adventssonntag

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Advent - Adventure: Dem Advent einen abenteuerlichen Klang verleihen!

Predigt in der Pfarreiengemeinschaft Mitterfels-Haselbach von P. Dominik Daschner OPraem - mit einem Link zur Predigt am 1. Adventssonntag

Ein Ritter und ein Drache stehen sich gegenüber. Der eine in klirrender Rüstung, mit Schild und Schwert bewaffnet, der andere Feuer speiend. Ob es der Ritter wohl schafft, am Drachen vorbeizukommen? Eine Szene wie aus einem mittelalterlichen Abenteuer-Roman. Aber was hat das in einer Ad­vents-Predigt zu suchen?


Advent – adventure – Abenteuer: Dem Advent einen abenteuerlichen Klang geben!


Erstaunlich viel, wenn man dem Wort „Advent“ ein wenig nachspürt. Denn „Advent“ und „Abenteuer“ - die beiden Wörter haben viel miteinander zu tun. Sie haben ganz ähnliche sprachliche Wurzeln. Im Deutschen erkennt man das nicht mehr so leicht. Deutlicher wird die Ähnlichkeit beim englischen Wort für Abenteuer: „adventure“. Da ist die sprachliche Brücke nicht weit zum „Advent“. Genauso im Französischen. Abenteuer heißt dort „aventure“; „l‘avent“ der Advent.


Aufbrechen zu neuen Abenteuern im Leben und im Glauben


Vielleicht kann diese alte sprachliche Wurzel ein Impuls sein in unserem Zugehen auf Weih­nachten. Nämlich: dem Advent einen etwas abenteuerlicheren Klang geben. So wie die Hel­den in mit­telalterlichen Ritter-Romanen. Im Advent ausziehen in fremdes, unbekanntes Ter­rain und etwas wagen; einen Neuanfang riskieren; aufbrechen zu neuen Abenteuern im Leben und im Glauben; sich dem Zweikampf stellen mit seinen persönlichen Dämonen: der eigenen Bequemlichkeit, den faulen Kompromissen, die wir machen; sich neu auf das Abenteuer mit Gott einlassen.

Ausgerechnet Abenteuer verbinden wir gewöhnlich ja nicht unbedingt mit der Adventszeit. Ganz im Gegenteil. Eine besinnliche, eine ruhige Zeit wünschen sich die meisten. Roman­tisch-gemütlich soll es da zugehen beim Plätzchen-backen, gemütlich beim Tee zu Hause sit­zen, Kerzen am Adventskranz anzünden, mit heimeligen Abenden bei Treffen zu Advents­feiern mit erbaulichen Geschichten und den bekannten, alten Liedern.


In der „Schriftlesung“ zum Advent finden wir nichts Heimelig-Erbauliches


In den Schriftlesungen des Advents dagegen geht es durchaus anders zu. Mit Johannes dem Täufer begegnet uns eine abenteuerliche Gestalt. Kämpferisch, konsequent und mutig tritt er auf, damit nicht alles ein­fach so bleibt, wie es ist; um dem Messias den Weg zu bahnen und das Volk zur Umkehr zu bewegen. In der Ersten Lesung haben wir die Ansage des Propheten Jesaja gehört, der Gott im Kommen sieht und mit ihm eine neue, befriedete Welt. Ein neuer Himmel und eine neue Erde sind im Werden, in denen die Gerechtigkeit wohnt, wie es in der Zweiten Lesung geheißen hat. So wie wir auch in einem Adventslied aus unserem neuen Gotteslob singen: „O Herr, wenn du kommst, wird die Welt wieder neu.“ Advent – das ist Aufbruch und Abenteuer; die­ser Utopie von der neuen Welt Gottes zu trauen, die im Kommen ist; dafür zu kämpfen, dass sie Wirklichkeit wird.


Auch die Ankunft Jesu Christi geschieht nicht sanft-gemütlich


Der Advent ist die Zeit, in der wir uns auf die Ankunft Jesu Christi vorbereiten, der ganz und gar nicht für ein sanftes, ein gemütliches Leben steht. Auch er hat - wenn man so will – eine Art ritterliches Leben geführt: Er hat sein Zuhause und seine Familie verlassen, hatte kein Dach über dem Kopf, er kämpfte gegen den Teufel, gegen Dämonen und mancherlei Anfein­dungen der Menschen. Und er hat dazu aufgerufen, ihm darin zu folgen.

Nun muss man ja im Advent nicht gleich Haus und Hof verlassen und gegen Drachen und Dämonen kämpfen. Aber vielleicht wäre es ja eine Idee, sich in dieser Zeit des Zugehens auf Weihnachten nicht nur Gemütliches vorzunehmen, sondern auch das ein oder andere Aben­teuerliche, Herausfordernde.


Sich dem eigenen „inneren Schweinehund“ stellen


Ein Drache zum Beispiel, gegen den man kämpft, könnte der eigene innere Schweinehund sein. Ich könnte mich ihm stellen und endlich anpacken, was ich schon viel zu lange vor mir herschiebe: der Versuch zur Versöhnung vielleicht, mit jemandem, mit dem ich seit langem im Streit liege. Ich könnte mit jemandem wieder Kontakt aufnehmen, den ich lange vernach­lässigt habe. Oder ich könnte einfach an manchen Punkten Mut zeigen, wo Zivilcourage ge­fragt ist, wo ich Un­gerechtigkeiten entgegentreten kann. Vielleicht könnte ich neu beleben, was im eigenen reli­giösen Leben eingeschlafen ist. Ich denke, mit ein wenig In-sich-gehen und Nachdenken wird jede und jeder von uns schnell eigene Ideen beisammen haben, was es für mich persönlich heißen kann, den Advent abenteuerlicher zu gestalten; was es bedeuten könnte, etwas zu wa­gen, etwas zu riskieren in diesen Wochen bis Weihnachten.

Übrigens hat diese etwas abenteuerlichere Art der Adventsgestaltung durchaus christliche Tradition. Denn ursprünglich war der Advent eine Fastenzeit, wie die Zeit vor Ostern. Und auch das Fasten hat ja vieles von Kampf und Abenteuer. Ich muss mich überwinden; es ver­langt mir etwas ab. Ich versuche, mit weniger auszu­kommen. Mein Verzicht soll anderen zugutekommen. Ich soll mich beim Fasten für Gerech­tigkeit einsetzen, so sagen es schon die alttestamentlichen Propheten. Vielleicht wäre auch das eine Idee für den Advent: ein ein­facheres Leben mit weniger Konsum.

Egal was ich mir vornehme, eine aufregende Zeit könnten diese Wochen im Zugehen auf Weihnachten dadurch werden. Mit etwas weniger „staade Zeit“, Gemütlichkeit und „Alle Jahre wieder“, dafür mit etwas mehr Abenteuer.

 

>>> Zur Predigt vom 1. Adventssonntag geht's [... hier].