La Carlota wird Partnergemeinde von Konzell

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Der Konzeller Bürgermeister und Thürriegl-Vereinsvorsitzender Fritz Fuchs am Thürriegl-Denkmal auf dem Dorfplatz Gossersdorf. Die Kombination von bayerischem und spanischem Granit gibt der historischen Verbindung von Gossersdorf mit den durch Johann Kaspar Thürriegl besiedelten spanischen Regionen Ausdruck. – Bald soll nun auch noch eine Gemeindepartnerschaft folgen.

Interview mit Bürgermeister Fritz Fuchs - Bald nicht nur durch die Geschichte verbunden

Vor 250 Jahren hat der aus Gossersdorf stammende Johann Kaspar Thürriegl für die Besiedlung zweier spanischer Regionen gesorgt. Das Jubiläumsjahr nimmt die Gemeinde Konzell zum Anlass, eine Partnerschaft mit La Carlota in Spanien aufzunehmen und wird damit, wie berichtet, die neunte Gemeinde im Landkreis Straubing-Bogen, die eine Partnerschaft ins Ausland unterhält. Im Herbst soll die Urkunde unterschrieben werden, zu Vorbesprechungen fliegt der Konzeller Bürgermeister Fritz Fuchs am 23. Januar nach Spanien.

Wann und wie ist die Idee zur Gemeindepartnerschaft mit La Carlota entstanden?

Fritz Fuchs: Durch Thürriegl wurden in den Jahren 1767/68 zwei Regionen in Spanien besiedelt: In der Sierra Morena entstand La Carolina, was wir im Jahr 2011 besucht haben, und südlich von Cordoba La Carlota. Beide Namen gehen wohl auf den damaligen spanischen König Karl zurück, in dessen Auftrag Thürriegl handelte. Der Wunsch nach einer engeren Verbindung und dauerhaftem Austausch mit den Siedlungsorten in Spanien besteht von unserer Seite aus schon seit der Reise in die Sierra Morena im Oktober 2011. Allerdings hatten die Bemühungen bisher keinen Erfolg, obwohl der Bürgermeister von Guaroman bei seinem Anruf 2013 großes Interesse bekundete und sogar seinen Besuch in Gossersdorf für 2014 ankündigte. Ein Ergebnis aber brachte erst die entsprechende Anfrage aus La Carlota süd-westlich von Cordoba im Juni 2016.

Wie stark ist den heutigen Bewohnern von La Carlota bewusst, dass ihr Ort von deutschen Siedlern gegründet wurde, und verbinden sie noch etwas mit dem Namen Johann Kaspar Thürriegl?

Fuchs: Das Bewusstsein in La Carlota ist offenbar sehr lebendig, wie die Anfrage nach einer Gemeindepartnerschaft belegt. Bei unserer Reise 2011 wurde es uns auf vielfältige Weise bestätigt. Das ging von deutschstämmigen Namen auf den Grabsteinen der Friedhöfe bis zur spontanen Ansprache von Passanten während unseres Aufenthaltes. Selbst im Regionalfernsehen wurde damals berichtet. Im Heimatmuseum von La Carolina hängt sogar ein Bild von Johann Kaspar Thürriegl und seiner Frau Mariana. Die Besiedlungsgeschichte wird dort ausführlich dargestellt. – In den zwei Regionen finden zum Jubiläum diverse Feste statt. Davon hatte Weihnachten 2013 auch schon Bürgermeister Domingo Domillo von Guaroman gesprochen.

Die Unterzeichnung der Partnerschaftsurkunden soll im Herbst in La Carlota erfolgen?

Fuchs: Ja, derzeit wird das erste Wochenende im Oktober 2017 ins Auge gefasst mit Abflug am Freitag, 29. September. Die Delegation aus Konzell wird fünf Tage einplanen, je einen für An- und Abreise, drei Tage wollen wir vor Ort sein, und es wird gefeiert. Nicht nur Gemeindebürger aus Konzell können – ab sofort – hier ihr Interesse bei der Gemeinde anmelden. Sie werden dann über den Stand der Planungen jeweils informiert.

Bringt die Delegation aus Konzell zu diesem „Oktoberfest“ bayerisches Bier mit? Bei einer Anreise mit dem Flugzeug dürfte das aber schwierig werden...

Fuchs: Die Planungen zum Ablauf unseres Besuches laufen erst an. Möglichst werden wir aber schon so ein naheliegendes Gastgeschenk im Gepäck haben. Sicher ist, dass wir mit dem Flugzeug anreisen, voraussichtlich über Sevilla. Dann dauert es noch eine gute Stunde mit dem Bus nach La Carlota.

Gibt es in der Region eigentlich „deutsche“ Brauereien? Die vielleicht sogar nach dem bayerischen Reinheitsgebot arbeiten...?

Fuchs: Von unserem Besuch in der Sierra Morena habe ich keine Brauerei in Erinnerung. Nach dem „Konzeller Biersommer“ im vergangenen Jahr werde ich dieser Frage aber sicher nachgehen . . .

Reist die Konzeller Blasmusik auch mit an? Und spielt dann den von ihrem Kapellmeister Fritz Fuchs geschriebenen Johann-Kaspar-Thürriegl-Marsch?

Fuchs: Natürlich versuche ich, zumindest eine kleine Formation von Musikern mitnehmen zu können. Allerdings läuft parallel ja das originale Oktoberfest in München, wo einige fest gebunden sind. Den Thürrieglmarsch könnten wir nur in entsprechend starker Besetzung spielen. – Jedenfalls nehme ich ihn auf CD mit.

Werden Sie demnächst vielleicht ein Stück komponieren, das die neue Partnerschaft ausdrückt, also irgendwie spanisch-bayerisch klingt?

Fuchs: Mein Bürgermeisteramt hat mir bisher nicht die Muse gegeben, über neue Kompositionen nachzudenken. Vielleicht gibt aber der Besuch in La Carlota den Anstoß dazu. „Spanisch-bayerisch“ klingt übrigens schon das Trio im Thürrieglmarsch.

Gibt es in La Carlota noch Menschen, die aufgrund ihrer deutschen Vorfahren auch des Deutschen mächtig sind? Oder ist der Gründungsgeschichte wegen zumindest Interesse an Deutsch vorhanden?

Fuchs: Der Austausch mit La Carlota über die Beauftragte, Carmen Suanes Crespo, findet in deutscher Sprache statt. Ihr Gatte ist sogar Deutscher. Auch ist von einem dortigen Gymnasium bereits Interesse an Schüleraustauschen angemeldet. Sicher ist das gegenseitige Erlernen der Sprache eines der Ziele der Gemeindepartnerschaft.

Wie sieht es in Konzell mit Spanisch-Kursen aus? Wollen Sie selber die Sprache auch lernen?

Fuchs: Über Spanisch-Kurse bei uns sollten wir in jedem Fall nachdenken. Persönlich habe ich mir schon 2011 zu Weihnachten einen Sprachkurs auf CD in Spanisch schenken lassen. Wegen meiner vielfältigen Projekte bin ich aber noch nicht sehr weit gekommen.

Ein paar Begegnungen gab es bereits. Wurden dabei Gemeinsamkeiten zwischen den Spaniern und den Bayern entdeckt?

Fuchs: Neben unserem Besuch in der Sierra Morena sind schon mehrere Nachkommen deutschsprachiger Aussiedler zu Besuch in Gossersdorf gewesen. Verbindend ist das gemeinsame Interesse am geschichtlichen Hintergrund festzustellen. Beeindruckend war stets die Herzlichkeit der Spanier, welche wir in etwas abgedämpfter Form auch selbst unser Eigen nennen können.

Wer kümmert sich derzeit um die Planungen?

Fuchs: Bei der Versammlung des Thürriegl-Vereins wurden jüngst erste Benennungen für einen „Partnerschaftskreis“ vorgenommen, wie im Gemeinderat besprochen. Der Kreis wird noch erweitert durch weitere Interessierte, die sich entweder melden oder von uns angesprochen werden, auch nicht nur innerhalb der Gemeinde Konzell.

Gibt es schon Pläne über den Tag hinaus, an dem die Urkunden unterschrieben werden? Wie soll die Partnerschaft mit Leben gefüllt werden?

Fuchs: Die Gemeindepartnerschaft dauerhaft lebendig zu erhalten und zu gestalten, ist sicher die größere und schwierigere Aufgabe. Wir müssen hier erst ausloten, woran beiderseits Interesse besteht. Das sehe ich als Voraussetzung. Neben Freundschaften, Kultur und Sport sollten aber jedenfalls auch die Möglichkeiten in touristischer und wirtschaftlicher Hinsicht geprüft werden. Zum Beispiel hat Leopold Deser, der Künstler, der das Thürriegl-Denkmal am Dorfplatz Gossersdorf geschaffen hat, die Idee zu einer Art Praktikumsaustausch in seinem Steinmetzbetrieb. – Jedenfalls aber freue ich mich auf das neue Fenster, das wir in Konzell aufstoßen können.

Quelle: Andrea Prechtl/BOG Zeitung vom 19. Januar 2017 (Zeitversetzte Übernahme aufgrund einer 14-tägigen Sperrfrist.)