Paul-Friedl-Haus in Spiegelau verfällt zusehends

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Das kulturhistorisch bedeutsame Paul-Friedl-Haus in Spiegelau, ein 300 Jahre altes Holzschindelhaus, in dem der Bayerwalddichter Paul Friedl, der „Baumsteftenlenz“, geboren wurde. Es muss dringend saniert werden. (Foto: Wikipedia)

Zweckverband Freilichtmuseen schaltet sich ein – Hoher Sanierungsbedarf

Wie kann ein kulturhistorisch wertvolles Gebäude angemessen saniert werden? Wie das Dach eines Museumsstadels eingedeckt werden, dass die Atmosphäre gewahrt bleibt und die Kosten nicht explodieren? Wenn ein Zweckverband tagt, geht es zumeist um trockene Materie.

In diesem Fall waren es die Räte des Zweckverbandes der niederbayerischen Freilichtmuseen, die sich bei ihrer Sitzung am Mittwoch in Mainkofen (Kreis Deggendorf) auch noch mit dem Haushaltsentwurf 2017, Mehrkosten bei diversen Bauprojekten, der Besucherentwicklung in den Freilichtmuseen Finsterau und Massing und vielem Weiteren zu beschäftigen hatten.

Das geschichtsträchtige, 300 Jahre alte Paul-Friedl-Haus in der Gemeinde Spiegelau (Kreis Freyung-Grafenau) ist dem Verfall preisgegeben, wenn es nicht umgehend saniert wird. Das Geburtshaus des Bayerwalddichters, Künstlers und Redakteurs Paul Friedl, bekannter als „Baumsteftenlenz“, ist ein repräsentatives Holzschindelhaus, das sich in Privatbesitz befindet. Auch deshalb sind jahrelang alle Bemühungen um Sanierung bei entsprechender Förderung verpufft.

Nun will sich der Zweckverband Freilichtmuseen einschalten und prüfen, inwieweit das als „besonders wertvoll“ eingestufte Kulturerbe unter seinen Fittichen abgebaut, vorübergehend im Freilichtmuseum Finsterau eingelagert und letztlich wiederaufgebaut werden kann. Alle Optionen dazu sollen geprüft werden, ebenso alle Möglichkeiten einer angemessenen Förderung.

Reet- oder Strohdach? Das ist die Kardinalfrage beim Heilmeierhof im Freilichtmuseum Massing (Rottal-Inn). Dessen Stadel muss ebenfalls saniert werden. Er hat bislang ein Reetdach, das für Niederbayern historisch unüblich ist. Denkmalschützer empfehlen regionaltypisches Roggenstroh. Doch Roggenstrohdeckung gibt es kaum noch in Deutschland. Und sie ist teurer – eine Frage des Geldes also auch. Weil der deutschlandweit einzige Anbieter, der zudem seinen Firmensitz im Norden hat, sein Preisangebot nur für kurze Zeit halten kann oder will, müssen die Fachleute der Freilichtmuseen nunmehr schnellst die Optionen prüfen und beschlussreif vorlegen, damit die Zweckverbandsversammlung noch rechtzeitig entscheiden kann.

Ein Café im Freilichtmuseum – das muss sein, finden die Verbandsräte. Jenes in Finsterau, das sich „Heimat“ nennt, ist führungslos, weil die Pächterin aufgehört hat. Die Verbandsräte stimmten dem Vorschlag der Museumsleitung zu, das Café bis zu einer neuen Lösung in Eigenregie weiterzubetreiben.

Wie immer geht es bei solchen Sitzungen auch ums Geld, konkret um den Haushalt 2017. Der Entwurf sieht einen Umfang von 2  715  730 Euro vor – eine Steigerung zu 2016 um 36 520 Euro oder 1,4 Prozent. Davon entfallen 2  076  010 Euro (= 76,4 %) auf den Verwaltungshaushalt, 639  720 Euro (= 23,6 %) auf den Vermögenshaushalt. Die Verwaltung wurde beauftragt, den Haushalt 2017 in diesem Sinne beschlussreif auszuarbeiten.

Quelle: Stuhlfelner, in: BOG Zeitung vom 8. Dezember (Zeitversetzte Übernahme aufgrund einer 14-tägigen Sperrfrist.)

 


 

Mehr zum Thema:

>>> Passauer Neue Presse: Paul-Friedl-Haus: "Muss sich nur ein bisschen engagieren" [... mehr]

>>> Paul Friedl genannt „Baumsteftenlenz“ - Schriftstelle und Heimatforscher (Quelle: Wikipedia)

Als das siebte von zwölf Kindern zog Paul Friedl mit seinen Eltern und Geschwistern 1905 nach Zwiesel. Dort besuchte er die Fachschule für Holzschnitzerei und studierte kurzzeitig an der Akademie der bildenden Künste in München. Er war künstlerisch sehr begabt, doch wegen seiner Sehschwäche gab er seine Tätigkeit als bildender Künstler auf.

Bereits als Siebzehnjähriger trat er als Volkssänger auf und verfasste Erzählungen für bayerische Tageszeitungen. 1927 wirkte er mit seinen Geschwistern beim Rundfunk an der Deutschen Stunde in Bayern mit. Später war er langjähriger Mitarbeiter beim Rundfunk und trat wiederholt im Fernsehen auf. Als Zeitungsredakteur betätigte er sich zunächst in Cham und ab 1945 in Zwiesel.

Es war das erklärte Ziel des „Baumsteftenlenz“, wie er allgemein nach dem Namen seines Geburtshauses genannt wurde, das Volksgut des Bayerischen Waldes zu bewahren und in der Welt bekannt zu machen. Unentwegt sammelte er einheimische Gesangs- und Musikstücke, was schließlich zur Gründung des Volksliedarchives in Zwiesel führte. Auf seine Initiative hin wurde 1939 erstmals der Volkstums-Wanderpreis Zwieseler Fink vergeben, während Friedl selbst in ganz Deutschland als Musiker und Sänger auftrat.

Vor allem aber machte Friedl immer mehr als Schriftsteller auf sich aufmerksam. Sein Werk umfasst 32 Heimatromane, 23 größere volkskundliche Werke, zwölf Theaterstücke und Weihnachtsspiele, zwei Messen und zahlreiche kleinere volkskundliche Aufsätze. Nach und nach gewann er allgemeine öffentliche Anerkennung. Der Roman Veit Ameis brachte ihm die erste öffentliche Auszeichnung mit dem Preis der Deutschen Schillerstiftung. Es folgten der Poetentaler der Münchner Turmschreiber, die Silbermedaille der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, der Bayerische Verdienstorden, das Bundesverdienstkreuz I. Klasse und die Ehrenbürgerschaft von Zwiesel.

Mehr bei [https://de.wikipedia.org/wiki/Paul_Friedl]

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