Mitterfelser Magazin 20 ist ausgeliefert

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20 Jahre alt wird das „Mitterfelser Magazin", eine Publikation des AK Heimatgeschichte Mitterfels, in diesem Jahr. Ein durchaus jugendliches Alter!

Die neueste Ausgabe 20/2014 ist fertig. Wie seit dem 2. Band Tradition war es beim kath. Pfarrfest zum erstenmal erhältlich und jetzt im Schreibwarengeschäft Stolz und in den Mitterfelser und Falkenfelser Banken und Sparkassen. Das neue MM präsentiert 43 Beiträge von 30 Autoren mit etwa 450 meist farbigen Fotografien und Abbildungen auf 172 Seiten.

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Wir möchten Sie neugierig machen und lassen Sie deswegen schon ein wenig in das neue MM hineinschauen, ohne zu viel zu verraten. Die Vorschau wird in unregelmäßigen Abständen ergänzt.

 


Simple Picture Slideshow:
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Im November 1918 feiern Frontsoldaten von 1914/18 die glückliche Heimkehr und gedenken der Gefallenen und Vermissten.

„Vor 100 Jahren begann der Erste Weltkrieg, der das alte Europa einstürzen ließ und Leid in jedes Dorf brachte." Das schreckliche Geschehen wurde von Historikern schon in allen Details aufgearbeitet. Die Autoren dieses Beitrags, Franz Wartner (mit einem Beitrag aus der Chronik Markt Mitterfels) und Franz Tosch, greifen deswegen vor allem auf Sammlungen von Feldpostkarten zurück, an denen zu erkennen ist, wie die anfängliche Kriegseuphorie und eine nationalistische Begeisterung allmählich einem bitteren Realismus weichen.

Weil es ja keine Zeitzeugen mehr gibt, lassen sie Ansichtskarten und Fotos der Zeit nach dem großen Krieg erzählen, wie die Dorfgemeinschaft Mitterfels mit der Erinnerung umgegangen ist. Im November 1918 feiern Frontsoldaten von 14/18 mit der Bevölkerung die glückliche Heimkehr und gedenken der Gefallenen und Vermissten (Bild oben). Fünf Jahre nach dem Ende des Krieges entschloss man sich, ein Kriegerdenkmal für die 50 gefallenen und die fünf vermissten Mitterfelser in Altarform am Turm der St. Georgskirche zu errichten.

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Segnung des Gedenksteins für sieben abgestürzte US-Soldaten

Ausgehend von einer feierlichen Einweihung eines Gedenksteins im Juli 2013 ist Helmut Erwert im Beitrag „Der Tod aus der Luft" allen Fakten zum rätselhaften Absturz eines viermotorigen US-Bombers auf dem Gemeindegebiet von Haselbach nachgegangen, bei dem sieben Besatzungsmitglieder ums Leben kamen. Mit einer akribischen Arbeitsweise hat er Zeitzeugen befragt, viele Kontakte zu Verwandten der Abgestürzten hergestellt, in amerikanischen Archiven geforscht und mit all diesen Recherchen versucht, den Gründen für den Absturz des US-Bombers auf die Spur zu kommen.

Er geht aber auch auf das Gedenken für die Opfer des Absturzes ein und sieht es als ein Zeichen von Menschlichkeit und gegenseitigem Verständnis, dass Abordnungen von zwei früher verfeindeten Gegnern, die einheimische Bevölkerung mit US-Bürgern, Angehörigen der Abgestürzten und offiziellen US-Army-Vertretern, eine beeindruckende Gedenkfeier gestalten.

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Ein kurzes Stück Bank-Geschichte in Mitterfels: Die Preysing-Bank mit ihrer ruinösen Weizenwährung

Am 10. November 1923 erschien das STRAUBINGER TAGBLATT mit folgender Nachricht:
+ Mitterfels, 8. November. (P r e y s i n g = Z a h l s t e l l e.) Am Montag, den 12. November wird die Preysing=Bank=Zahlstelle Mitterfels im Anwesen des Herrn Kaufmann Meier [heute Café Perlbachtal] eröffnet. Es ist dadurch endlich einmal einem dringenden Bedürfnis der Landbevölkerung abgeholfen, an Ort und Stelle die gesamten Bankgeschäfte zu erledigen. [...] Eine Besonderheit der Preysing=Bank bildet die Abteilung „W" (Weizenwährung). In dieser werden Einlagen zum Weizen= und Tageskurse angenommen und ebenfalls Kredite auf Weizenbasis gewährt. ...

Diese Bank war erst im April 1923 ins Firmenregister eingetragen worden – eine Bank im Nachkriegschaos politischer Umbrüche mit einer unsäglichen Inflation: Am 18.09.1923 kostete eine Maß Bier 4,7 Millionen Mark! Bereits ein Jahr später taumelte die Bank dem Ende entgegen. In nur einem Jahr waren viele Kunden der Bank Opfer eines dreist agierenden Geschäftsführers geworden. S. Michael Westerholz beschreibt mit seinen Nachforschungen zum MM-Beitrag „Die Preysing-Bank und ihre ruinöse Weizenwährung" jene chaotische Zeitepoche nach dem Ersten Weltkrieg, indem er sich auf Spurensuche über die Machenschaften eines „Bankers" jener Zeit und den Anteil der Preysings an diesen Geschäften begab. 

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Im letztjährigen MM berichtete Herwig Hoinkes über die ehemalige Tuchweberei Hoinkes, die sich in Schlesien aus handwerklichen Anfängen zur Tuchfabrik entwickelt hatte. Vier Jahre nach der Flucht begann sein Vater in Eggerszell wieder mit einer kleinen Weberei, die 1951 nach Mitterfels umzog.

Nach der Flucht aus Schlesien fand die Familie Hoinkes zuerst in Hinterascha eine Bleibe. Anhand von Dokumenten, Belegen, Aufzeichnungen und Bildern berichtet Herwig Hoinkes in diesem MM über seine „Erinnerungen an die Nachkriegsjahre", über die Lebensbedingungen und Kontrollvorschriften der Besatzung, über Maßnahmen zur Verwaltung des Mangels an Gütern des täglichen Bedarfs und die Schwierigkeiten, Versorgungsfahrten zu unternehmen.

Er erzählt aber auch, wie man durch Sammeln von Beeren und Pilzen und deren Verkauf oder als Tauschobjekt zum Lebensunterhalt beitragen konnte. Bei der Ausbildung zum Textil-Ingenieur hatte sein Vater auch Zeichnen und Malen gelernt. Diese Fähigkeiten nutzte er nun, um bei seinen Wanderungen in der Umgebung von Eggerszell verschiedene interessante Motive in Bildern festzuhalten. Für uns sind sie heute auch ein Zeitdokument für die Veränderungen, die sich seitdem in den dargestellten Orten vollzogen haben.

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vor05 nachkriegsjahre

Über Marginalien der Nachkriegsjahre berichten auch Alois Bernkopf und Sigurd Gall, aber anhand solcher „Nebensächlichkeiten" formiert sich ein Bild des Lebens jener kargen Jahre, aber auch ein Bild von Mitterfels in den Nachkriegsjahren. Alois Bernkopfs erste Begegnung mit Mitterfels entstand durch einen „Kurierdienst zur Apotheke" nach Mitterfels zur St. Georgsapotheke im unteren Dorf. Dahin hatte ihn der Besitzer des Hauses in Gschwendt, in dem die Flüchtlingsfamilie in den Nachkriegsjahren untergekommen war, zu Fuß geschickt. „Wennst net stant'lst, brauchst a guade Stund'."

Sigurd Gall erzählt in „Winterfreud und Winterleid", dass in der Notzeit gegen Ende und nach dem Krieg so ziemlich jedermann ein Habenichts war, dass ein Schlittschuhbe¬sitzer aber etwas galt, zumindest bei den Kindern. Und er lässt uns an der Phantasie der Kinder teilhaben, sich so ein Sportgerät mit den damaligen Mitteln selbst zu machen, es auf dünnem Eis auszuprobieren – und an den Folgen, die sich daraus ergeben haben.

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vor06 typisch landleben

Im Kreismuseum Bogenberg findet 2013/2014 eine Foto-Sonderausstellung statt, die mit der Frage „Typisch Landleben? Gewerbliche Dorffotografen im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts" betitelt ist. Es geht um Fotografen und ihre Blicke auf die Menschen der Region Straubing-Bogen von 1900 bis heute. Das „Lesen" der fotografischen Bildsprache, die Geschichte(n) einzelner Bildmotive und die Rolle der jeweiligen Fotografen in ihrem Umfeld sind hierbei wichtige Themen.

Bei einem Besuch des AK Heimatgeschichte Mitterfels im Kreismuseum wurde die Leiterin Frau Barbara Michal auf den Mitterfelser Fotografen Hans Hausladen aufmerksam gemacht. Sie fing Feuer, zumal auf über 500 Glasplattennegative aus dem Nachlass dieses Fotografen zurückgegriffen werden konnte, die dessen Sohn Dr. Werner Hausladen dem aus Mitterfels stammenden Fotografen Herbert Stolz anvertraut hatte. So entstand Frau Michals Idee, die Bogenberger Ausstellung zu ergänzen und für das MM drei gewerbliche Fotografen in einer eigenen Studie in Beziehung zu setzen und deren Arbeiten zu vergleichen: den Schwarzacher Franz Xaver Stettmer, Ferdinand Pöschl aus Haimelkofen und eben den Mitterfelser Hans Hausladen.

Der gelernte Fotograf Hans Hausladen bekam in dem Beamtendorf Mitterfels eine Fülle reizvoller Porträtaufträge (Porträts als repräsentative Selbstdarstellung). Da er auch malte, finden sich interessante Vergleiche zwischen Fotografie und Malerei. Zahlreiche seiner Fotomotive wurden auch als Ansichtskarten gedruckt.

Beim Vergleich der Fotografen geht Frau Michal auch sehr konkret auf die Gemeinsamkeiten ein, die sich vor allem bei den festgelegten Übergängen eines jeden (hier katholischen) Lebenslaufes zeigen. Fotografiert wurden meist Erstkommunion, seltener Firmung, fast immer Hochzeit, häufig Tod. So finden sich in den Nachlässen viele zu Hause aufgebahrte Menschen, auch viele Aufnahmen von verstorbenen Kleinkindern.


Im Anschluss erläutert der aus Mitterfels stammende Fotograf Herbert Stolz (Fotodesign Regensburg) die damals angewandte Technik der Glasplattenfotografie, ausgehend vom Phänomen der Camera obscura bis hin zur Erfindung, die Abbildungen dieser Camera chemisch zu fixieren. Dazu bringt er ein Beispiel eines Glasplattenmotivs als Negativ und Positiv aus der fotografischen Praxis von Hans Hausladen.

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Unter der Überschrift „Mitterfelser Heilwasser? – Macht Radon krank oder gesund?" wurde im letzten MM von Günter Spießl ein Projekt aufgegriffen, in dem es Anfang der 50er-Jahre darum ging, für Mitterfels das staatliche Prädikat „Radioaktives Heilbad" zu erlangen. Der Autor hat das Thema Radongas auch unter dem Blickwinkel einer möglichen Quelle für Krebserkrankungen untersucht (MM 19/2013, 94 ff).

Mit einer Reihe von unbeantwortet gebliebenen Fragen zum Thema „Mitterfelser Heilwasser? Warum wurde Mitterfels kein ‚Radioaktives Heilbad'?" befasst sich Günter Spießl im neuen Magazin. So sucht er u. a. Antworten, welche Quellen im Mitterfelser Perlbachbereich, die mit x, xx, xxx bezeichnet worden waren, nach ihrem Emanationsgehalt untersucht wurden, warum im damaligen Gemeinderat das Thema „Heilbad" nicht weiter verfolgt wurde, ob eine heilende Wirkung des Radongases wissenschaftlich nachweisbar ist ... Informieren Sie sich ganz einfach selbst über Antworten, die der Autor fand.

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Nicht um Heil- sondern um Trinkwasser bzw. um den „Wassernotstand in den Sommern 1957 – 1962" geht es in Alois Bernkopfs Aufsatz. Wie konnte es sein, dass bereits acht Jahre nach dem Bau der Buchetwasser-Versorgung und des Hochbehälters in Hinterbuchberg bereits wieder Wassernot herrschte? Der Autor hat auch recherchiert, welch drastische Maßnahmen der damalige Bürgermeister Hafner androhen musste, damit unvernünftige Bürger mit dem kostbaren Nass sorgsamer umgingen. Alois Bernkopf berichtet weiter über die damalige Suche nach neuen Quellen, z. B. über eine Tiefenbohrung, und die uns ja bekannte Lösung der Wassernot durch die Gründung des Zweckverbandes Bogenbachtalgruppe.

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trinkwasser3In unserer Beitrags-Sequenz zum Thema Wasser macht sich Gertrud Graf Gedanken über „Unser wichtigstes Lebensmittel", das in vielen Ländern unseres Planeten zu einem die menschliche Existenz bedrohenden Problem avanciert ist. Bei uns macht sich aber kaum jemand große Gedanken über dieses unersetzbare Gut, es ist ja über den Wasserhahn immer und scheinbar in unerschöpflicher Menge zugänglich. In Colorado, Brasilien, Südafrika und anderen Ländern haben die großen Nahrungsmittelkonzerne Wasserrechte gekauft und machen mit dem Verkauf von abgefülltem Wasser Milliardengewinne, in der EU scheint die Verprivatisierung des Wassers noch rechtzeitig gestoppt worden zu sein.

Um so wichtiger ist die Aufgabe der Kommunen, für genügend und qualitativ gutes Wasser Sorge zu tragen. Darauf geht Gertrud Graf im zweiten Teil ihres Beitrags ein. Sie berichtet über den Bau des neuen 1700m3 großen Hochbehälters. Eine Fotostrecke über Bau und Einweihung dieses für Mitterfels wichtigen Projekts (Fotos von Heinrich Stenzel und Gertrud Graf) beendet die Beitrags-Sequenz zum Thema Wasser.

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Zum Nachdenken anregen über Themen, die uns Menschen, unsere Umwelt betreffen, dabei sprachlich aufs Wesentliche reduzierend, kann man am besten in Gedichtform. Aber ich mag diesen Begriff hier nicht anwenden, asoziiert man doch diese Sprachform – im Zusammenhang mit Heimat - mit den kitschig verklärenden Inhalten eines Heimatgedichts. Bleiben wir lieber beim Begriff Lyrik. In diesem Magazin geht es um Themen wie die Probleme des Älter-Werdens, so in Birgit Mühlbauers „MenschenZeit" -

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... oder das vielen Menschen verloren gegangene Gefühl, wie man mit der Natur umgehen darf, so bei Josef Fendls „Dislokation"

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aber auch um bildhaft-poetische Gedanken am noch ungezähmt dahinfließenden Bach von Birgit Mühlbauer mit dem Titel „Stromkiesel".

Aus dem Kriegsjahr 1943 stammt Franz Josef Schötz' tief beeindruckender Dank an seinen Vater, völlig frei von der damals üblichen Blut- und Bodenromantik: „Mein Vater".

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Im Juni vorigen Jahres traf sich bei der Pfarrkirche in Ascha eine kleine Gruppe von Interessierten, um über den Erhalt einer Grabplatte an der südlichen Außenmauer des Gotteshauses zu beraten: Herr Dr. Mette vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege, Kreisheimatpfleger Hans Neueder, Kreisbaumeister Stauber, Kirchenpfleger und Bürgermeister und natürlich Edda Fendl vom AK Heimatgeschichte Mitterfels, die sich v. a. um die Aufarbeitung der Falkenfelser Geschichte bemüht.

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Ausschnitt Geschlechterwappen

Bei dem Grabmal handelt es sich um eine frühklassizistische rechteckige Rotmarmorplatte, bei der das Allianzwappen Gumppenberg-Weichs ins Auge sticht. Ihm entspringt ein Stammbaum mit 34 Reliefwappen und Namensschildern. Eine Schrift zwischen den beiden Stammbaumarmen gibt Auskunft über die Verstorbenen, derer mit der Grabplatte gedacht werden soll. Es ist die „Grabplatte mit Stammbaum für Maria Anna Reichsfreifrau von und zu Weichs an der Glonn, Herrin auf Falkenfels" – so heißt auch Edda Fendls Beitrag - und ihrer Kinder. Die Pfarrkirche von Ascha war ja die Grablege der Herrschaften auf Falkenfels.
Mit gewohnter Akribie entzifferte Edda Fendl Schrift und Wappen und erforschte die Familiengeschichten, die nicht unbedeutende Stellung der herrschaftlichen Familienmitglieder in Gesellschaft, Kirche und Staat. Die Arbeit ist zudem garniert mit wunderschön handgezeichneten Wappen und Stammbäumen aus verschiedenen Archivquellen.

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Er habe aus der Ferne beobachtet, was hier geschehe, meinte Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich bei der Einweihung der sanierten historischen Hien-Sölde im November 2013. Noch vor wenigen Jahrzehnten sei es unmöglich gewesen, ein einfaches Kleinbauernhaus als Kulturgut zu deklarieren. Geschichte sei ausschließlich "Herrschaftsgeschichte" von Burgen, Schlössern und Kirchen gewesen. Ländliche Baukultur habe ein Schattendasein geführt, das beschwerliche Leben in Armut sei gern verdrängt worden. Noch immer sei es nicht einfach, Menschen davon zu überzeugen, dass manche ihrer Häuser charakteristische Ausformungen bäuerlicher Kulturgeschichte sind.

Bildhaft genau passend zu Dr. Olaf Heinrichs Aussagen war Sigurd Galls „Gastgeschenk" zur Einweihung: Er hat „zruckgschaut af frejas" und hat „an Großvatern sein oidn Werdahuat" als Bild aus der bäuerlich geprägten Historie für die Hien-Sölde „mitgebracht".

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vor16 mitterfelser lichterstreit

Dass in der Talmühle im Jahre 1900 das erste Mitterfels E-Werk entstand, wissen viele Mitterfelser. Dass es ob der neuen „Erfindung" einer elektrischen Ortsbeleuchtung aber einen „Mitterfelser Lichterstreit" gab, ist wahrscheinlich weniger bekannt. Der Bogener Bezirksamtmann Roth hatte in Mitterfels diese elektrische Ortsbeleuchtung statt der Beleuchtung mit Petroleumlampen angeordnet. Es entbrannte eine Auseinandersetzung um die Frage, ob es sich bei elektrischem Licht um Luxus handele oder nicht, eine Auseinandersetzung auch zwischen Mitterfels und Scheibelsgrub. Mit dieser seltsamen Frage hatte sich um die Jahrhundertwende sogar das Münchner Innenministerium zu beschäftigen. Über 16 Jahre hinweg sollte sich diese Auseinandersetzung ziehen. Darüber und auch über eine schleppende Energieversorgung im Landkreis Bogen berichtet Toni Siegert

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vor17 kardendistel

Als Sigurd Gall mit der Idee kam, über eine einst für Niederbayern durchaus wichtige, jetzt ausgestorbene Nutzpflanze – die Kardendistel – zu berichten, musste ich eingestehen, keine Ahnung zu haben, wovon er sprach. Vielleicht geht es Ihnen genau so. Als Wildform, „wilde Karde" genannt, ist die Pflanze heute noch in den Mittelmeerländern heimisch, während die gezüchtete Kardendistel, auch Weberkarde genannt, wahrscheinlich ausgestorben ist. Der Beiname Weberkarde verrät zumindest schon, für welchen Beruf diese kratzige Pflanze eine Bedeutung hatte.

Mehr aber wollen wir auch schon gar nicht verraten. Lesen Sie selbst Sigurd Galls Aufsatz „Die Kardendistel in Niederbayern".

vor18 kletzn

Sigurd Gall bringt auch immer wieder den bäuerlich geprägten Alltag „vo freja" in Erinnerung. Diesmal geht's um „Kletzn" – Ihnen allen bekannt, sicher aber nicht allen unseren Lesern. Und: Im MM gibt's Bairisch Zwiefotzads von Sigurd Gall - und hinterfotzad testet er unsere Bairisch-Kenntnisse.

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vor19 megal

Als 2012 von Ascha nach Windberg gewaltige Erdmassen bewegt und eine Schneise wie eine Wunde durch die Landschaft geschlagen wurde, wussten viele Bürger noch nicht, dass hier ein Teilstück der 72 km langen Mittel-Europäischen-Gasleitung (MEGAL) zwischen Schwandorf (Oberpfalz) und Windberg (Niederbayern) mit einem Kostenaufwand von etwa 130 Millionen Euro verlegt werden sollte. Sigurd Gall dokumentierte dieses Jahrhundertbauwerk vom Baubeginn bis zum Abschluss mit Hunderten von Fotos (Titel: MEGAL-Erdgasleitung - Jahrhundertbau in unserer Heimat) und versuchte – soweit das sprachlich möglich war - mit den hochspezialisierten, aus vielen Nationen stammenden Facharbeitern ins Gespräch zu kommen. Es entstand so eine lückenlose Fotodokumentation, aus der hervorgeht, mit welcher Hochtechnologie, bewundernswerter Präzision und mit kaum zu glaubenden Sicherheitsstandards für den späteren Betrieb dieses Bauwerk entstand. Erstaunlich auch die Bemühungen, Schäden in der Natur zu vermeiden. (Über die archäologische Baubegleitung und die Funde wurde bereits im MM 19 des Vorjahres berichtet.) 

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Franz Wartner ließ in der „Chronik Markt Mitterfels" die Jahre 1945 - 1988 in Kurzform Revue passieren, im „Mitterfelser Magazin 14/2008" wurde die Übersicht über Projekte des Marktes Mitterfels - Investitionen im Rahmen eines Aufsatzes „40 Jahre Markt Mitterfels" bis einschließlich 2006 aufgelistet. Wir schreiben diese Übersicht hier weiter fort. Die Informationen stammen aus erster Hand, die Aufstellung von unserem Kämmerer Alois Geith, die Fotos von Bürgermeister Heinrich Stenzel. 

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Aus den Erzählungen ihrer Oma und ihres Vaters waren Melanie Graf die Waisenkinder aus München ein Begriff, die in den Jahren1956 bis 1958 in der Höllmühl auf „Sommerfrische" waren. Übernachtet hatte die Gruppe im Schupfaboden und im Ausnahmhäusl, das jedem auffällt, der an der Höllmühl vorbeifährt. Vor zwei Jahren besuchten ehemalige Waisenkinder dieser Gruppe Mitterfels, Melanie Graf konnte Kontakt aufnehmen und erfuhr von einem aus der Gruppe viel über deren Aufenthalt, über sein bewegtes Leben und über seine Kontaktversuche mit anderen Waisen. Was ihr erzählt wurde, hat Melanie Graf in ihrem MM-Beitrag „Waisenkinder aus München – 1956 zur Sommerfrische in der Höllmühl" zusammengetragen.

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Erinnerungen ans Leben „freja", Anekdoten, Kurzgeschichten sind im MM keine Lückenfüller, sie sind kleine Mosaiksteine, durch die das Gesamtbild des Lebens in unseren Orten Farbe annimmt.

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Franz Riepl erinnert sich und uns in seiner Erzählung „Die Schiffsschaukel – oder: Wer ko, der ko" an das kleine Volksfest auf dem Bahnhofsgelände Mitterfels, bei dem die Schiffsschaukel einfach dazugehörte. Die Überschlagsschaukel vor allem hatte es den jungen Burschen angetan.

Für die Attraktion der Sommerfrische Mitterfels wirkten werbewirksame Attribute wie Mitterfels – das bayerische Jerusalem sicher unterstützend. War es eine gut lancierte Anekdote oder tatsächlich eine Promotion-Aktion – wie es heute heißen würde – des jungen, dynamischen Bürgermeisters Albert Dietl jun. der 50er-Jahre, dass eine Marienerscheinung und als Aufwertung eine dann einsetzende Wallfahrt Mitterfels im Tourismus voranbringen würde. Ob die für die Marienerscheinung gesuchte fromme Person gefunden wurde und auch mitspielte, lesen Sie selber am besten in Franz Riepls „Mitterfels – Wallfahrtsort?" nach.

Um den alten Brauch des Maibaumstehlens oder eigentlich um die Steigerung davon, dass ein Maibaum zweimal gestohlen sein sollte, geht es in den Aufzeichnungen und Zeichnungen in der Chronik der FFW Dachsberg von Sebastian Forster: „... und die Dachsberger schliefen wie die Dachse."

In „Der wertvolle Schnaps" erzählt Josef Buchner von einer Beobachtung bei einem Seniorennachmittag.

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 Im Mitterfelser Magazin wurden von Anfang an auch immer alle Facetten des Lebens und Geschehens in unseren Gemeinden publizistisch begleitet. Und weil das Geschehen in unseren Dörfern stark von den Vereinen und von ehrenamtlich Tätigen geprägt ist, wird deren Arbeit gern thematisiert. D'Hoslbecka Waidlerbühne hat 30. Geburtstag gefeiert, für uns Grund mit einem Beitrag zu gratulieren, ist es doch für eine Theaterverein eine großartige Leistung, den Schwung so lange aufrechtzuerhalten. Das klappt auch nur, weil die Mitglieder eine verschworene Truppe sind – und der Erfolg beim Publikum eher immer größer wurde. Wir haben für den Beitrag „30 Jahre D'Hoslbecka Waidlerbühne" als Autoren den Vorsitzenden Erwin Heigl und den Schriftführer Jürgen Burger gewinnen können. Der Text ist garniert mit vielen Fotos, die an die gespielten Stücke erinnern.

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Fast schon provokativ ließ sich Marcus H. Rosenmüller dieser Tage bei einem Gespräch mit dem Moderator des BR über den letzten Film der Trilogie „Beste Chance" nicht von seinem Bairisch abbringen. Ganz „sprachwurzelwürdig" für Sepp Obermeier - wie die anderen prominenten Sprachwurzel-Preisträger, die abseits der Bühne bei offiziellen Anlässen – vor allem bei Fernseh- und Rundfunkinterviews - bairisch reden, dadurch den Dialekt auf gleiche Augenhöhe mit der Standardsprache bringen und gesellschaftlich aufwerten. Deswegen wurde Marcus H. Rosenmüller mit der Bairischen Sprachwurzel 2013 ausgezeichnet. Wir bringen einen Beitrag des SZ-Journalisten Hans Kratzer „... und a jeder versteht'n ohne Probleme.", ergänzend das Shakespeare-Sonett 18 auf Englisch und Nordbairisch - sprachlich eine sehr reizvolle, weil lautmalerisch verwandte Kombination – von zwei Schülern der Realschule Vohenstrauß, vorgetragen bei der Sprachwurzelverleihung.

vor24 sprachwurzel rosenmueller

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Seit August des vorigen Jahres bot der Eingangsbereich des Friedhofs von der Straße her ein völlig ungewohntes Bild. Jeder kannte diesen Bereich nur mit den vier riesigen Linden. Dass diese Naturdenkmäler abgeschlagen wurden, erzeugte Irritation, ja Unmut, weil man nicht recht glauben konnte, dass sie gefährlich geworden waren. Herwig Hoinkes prüfte Zustand und Alter der mächtigen Riesen auf interessante Weise und dokumentierte auch die Aktion der FFW Mitterfels in seinem Beitrag „Wie alt waren die Linden vor dem Mitterfelser Friedhof?".

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Ein Naturerlebnis der besonderen Art – so richtig erlebbar nur von Frühaufstehern – schlägt uns Claus-Bernhardt Weber vor: Dem „Morgenkonzert der Vogelstimmen" zu lauschen. Und er liefert uns dazu auch einen genauen Zeitplan: Wann, zu welcher Jahreszeit, mit welcher Intensität sind welche Vögel zu hören.

vor26 vogelstimmen

„Birgit, bist du ned normal! – Lass deine blöden Sau!" Extrem intensiv sind Birgit Mühlbauers Erfahrungen in und mit der Natur. Oft von Lesern zu ihrer vorjährigen Arbeit über Erlebnisse mit den „Sauviechan" angesprochen ließ sie sich animieren das Thema weiter zu spinnen: „Sauviecha zwoa – Die böhmische Sau ist genau so schlau." Hintergrund dieses Titels: Birgit Mühlbauer hat eine besondere Beziehung zu der Gegend hinter dem Osser, es sind familiäre Wurzeln und zum anderen seit Jahren aufgebaute Beziehungen. Nur zwei Sätze aus ihrem Text gelesen:
„Sumava - das sind innigste Lebensmomente, ist Freund¬schaft mit herzlichen Menschen, sind eigenwillige Begegnungen mit Wald- und Dorfbewohnern, sind Augenblicke, die nie wiederkehren werden. Sie flackern wärmend durch mein Inneres, für sie verzichte ich auf ein paar Stunden Schlaf und ertrage die lausigste Kälte!"

vor27 sauviecha zwoa

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Alle reden vom Wetter – wir auch, im vorletzten Block des MM 20 erinnert Alois Bernkopf in „Der Jahrhundertsommer 1959" an einen der drei heißesten Sommer des 20. Jahrhunderts, in dem es von Mitte August bis Mitte Oktober im östlichen Bayern kaum Niederschläge gab. Mit der Aussage „Heia kima mi'n Med (Med nannte man die Zugtiere) ned ackan, wei's so hirt is." Sei nur eine der Folgen genannt.

vor28 jahrhundertsommer 1959

In knapper, aber aussagekräftiger Form lässt Martin Graf das Wetter 2013 Revue passieren. Wir werden z. B. daran erinnert, dass es an Weihnachten frühlinghaft warm war, an Stephani die erste Amsel gesungen hat oder dass wir 2013 von 15 Gewittern heimgesucht wurden. Mit besonders raren Wetterbildern garniert Martin seine Aufzeichnungen.

vor29 wetter 2013

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Kommen wir zuletzt zu zwei urbayerischen Schmankerl-Themen. Dabei ist nicht die Sprache gemeint, sondern das Bier und der Schmai.

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In seinem Beitrag zum MM 20 „Ein Getränk macht Politik" zeigt Herbert Becker auf „Wie das Bier in Bayern seine Bedeutung erlangte". Wobei er aber anmerkt, dass die Geschichte des Biers sehr viel weiter zurück reicht als die Geschichte, die die Bayern schrieben. Wir lesen von der Verfeinerung der Braukunst in den Klöstern, von der Entstehung des sog. Reinheitsgebots, von dessem Sinn bzw. Unsinn und warum das Weißbier es zuerst schwer hatte in Bayern und der Herzog die Gründung neuer Weißbierbrauereien sehr restriktiv erschwerte – und trotzdem die Degenberger aus Schwarzach in einigen ihrer Brauereien Weizenbier brauten. Wegen dieses lokalen Bezugs wurde der Marktplatz Schwarzach mit dem Brauhaus als Titelfoto für diese Arbeit gewählt. Übrigens schlug der Viechtacher Pfleger Kaspar Eisengrün auch Haselbach als Standort einer Weißbierbrauerei zur Verbesserung der wirtschaftlichen Situation vor. Warum daraus nichts wurde, verrät uns Herbert Becker in seiner Arbeit, aber auch, welche Bedeutung das Weißbier für den Staatssäckel hatte.

 

vor31 tuwak

„Eine Haupt- und allgemein verbreitete, vorherrschende Gewohnheit, freilich nicht empfehlender Art, ist das Schnupfen und zwar von Brasiltabak. Dieser ekelhafte Genuß - frühzeitig schon beim reifern Knaben bereits häufig zum Bedürfniß geworden - begleitet denselben bis ins Greisenalter, bis zum Grabe," bemerkte im September 1860 der Mitterfelser Gerichtsarzt in seinem von der Obrigkeit einverlangten Physikatsbericht. Und: „Das Tabakglas," schrieb Dr. Albrecht weiter, „ist dem Wäldler, was den Indianischen Rothhäuten ihre Friedenspfeife; kein Gruß, kein Abschied wird gegeben, kein Gespräch angeknüpft, kein Geschäft eingegangen, nicht aufgestanden, nicht niedergelegen wird ohne das Brasilglas..."
Josef Fendl macht sich auf Spurensuche und wir lesen – mit lockerem, humorvollen Duktus geschrieben – von Herkunft (eine orientalische Schweinerei?) und Zubereitung, von wundervollen Gläsern und anderen Behältern, von Lobpreisern und Gegnern (Napoleon z. B.), von Ritualen und Wettkämpfen und nicht zuletzt von den Wirtshausliedern um den Schmai. Sie kennen „Der Tuwak-wak, der Tuwak-wak, der Tuwak is mei Leben ..." oder „Mir habn scho Weiber ghabt, die habn uns nimmer mögn, weil mir um d Nasn rum ...". Sie kennen wahrscheinlich auch die Lektion über den bairischen Konjunktiv: „Wenn i an Schmai hätt, schnupfat i n, wenn du an Schmai hättst, schnupfats n ..."
Wir miassatn woi in Zukunft dem MM eine CD beilegen oder ein Hörbuch herausgeben.