11. Dezember 1949: Ende des Mitterfelser Wassernotstands - Franz Wartner: Buchetwasser

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FRANZ WARTNER: BUCHETWASSER

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Wasserschleppende Bäcker­lehrbu­ben mit je 20 Litern aus dem Mitter­felser „Gmoabrunnen” (in der heutigen Brunnengasse) - das war 1948 dem jungen Bürgermeister Albert Dietl ein geradezu willkommener „Aufhänger”: Mit diesem und ähnlichen Bildern in der Tasche, mit einer als „Notruf” deklarierten Denkschrift (für eine Landgemeinde damals etwas Außergewöhnliches), und „wohl­versorgt” mit 5 Mark Tagegeld steuerte er unverdrossen die Landes­hauptstadt an. Die „Besucher-An­mel­­dung” öffnete ihm die Türen zum Arbeitsministerium und Innenmini­ste­rium, zu den Landesämtern für Was­serversorgung und für Feuer­schutz, zum Landesarbeitsamt. Sein Verhandlungsgeschick und die Art ein­dringlicher, manchmal auch origineller Argumentation sicherten ihm rasch wohlwollende Beachtung des damals dringlichsten Mitterfelser Gemeindeproblems.

Wir Ältere kennen es in allen Phasen und für alle Ortsteile, auch für die landwirtschaftlichen Betriebe mit ihrem Viehbestand. Wenn die Hil­­men immer seichter und leerer wurden (in Scheibelsgrub gab es 10 davon), weil es an Nachschub fehlte von den Dachrinnen und von der Gos­se her, dann begann das Wasser­fahren und Wassertragen: für die oberen Hartberger aus der „Irl­schwemm”, die Eisenharter aus dem Aubachl, für die Hermannsberger aus dem unteren Weiher oder gar aus dem entfernten Kohlhamerweiher, für die Scheibelsgruber in letzter Not aus dem Perlbach. Die letzte Brun­nen­reserve gehörte für’s Haus. Da aber in Scheibelsgrub nicht jeder einen 24-Meter-Brunnen hatte mit drei sicheren „Flüssen”, wie der Chri­stoph droben am Hang, musste man für die Küche das Wasser kruglweise vom „Hinterbrunn” heimtragen (die­se einst so kostbare Quelle ist heute ganz verkommen). - Wer kann sich noch vorstellen, wie der Bachl Michl und seine Marie das Tränk­wasser für’s Vieh im schweren Holzzuber die steile Stumhoferhöhe heraufgeschleppt haben, mehrmals am Tag. Oder wie Vater und ich bald zwei Mo­na­te lang mit dem Gespann zum Perl­bach fuhren und nahe der Wolf-Wie­se eimerweise das Wasser heraufholten und damit das Odlfass füllten - immer erst gegen Abend, wenn die Hitze nachgelassen, und die Bremsen dem Zugvieh nicht mehr gar so arg zu­setzten. Für den Ochsen und die Einspannkuh war es schon schwer genug, die schwappende Last auf hol­prigem Waldweg und auf ungleich steiler Heufahrt mit ihren vielen „Ablässen” hinaufzuziehen. Zwei Stun­den dauerte so eine Wasserfahrt.

Diese uralte Misere aus der Welt zu schaffen, und dies in einer Zeit, da man nach dem Krieg wieder aufzuschnaufen begann, war Dietl’s eisernes Ziel. Gegen das Wasser hatte niemand etwas, von wenigen, mit Brun­nen gut versorgten Leuten abgesehen - aber wenn von Kosten die Rede war, wurde mancher „rebellisch”. „Den hätt’ sei’ Muatta hoaß badn solln”; oder: „A Zeitlang ei’gsperrt ghörat er, bis sei’ Hitz vofliagt!” - das sind verbürgte Sprüche von da­mals. Und dann das kategorische Nein eines konservativen Gemeinde­rats: „Dös stell ma zruck aaf ewige Zeitn!”

Es ist bei früheren Plänen nicht anders gewesen. ...... (Siehe vorheriger Artikel von Joseph Brettner!)
Für das nunmehrige Projekt riet der Wartner-Vater zur Nutzung der starken Bucheter Quellen. Eine Gut­ach­ter­kommission des Landesamtes traf ein (die Kosten übernahm der „Wohl­tätigkeits-Theater-Verein”), „und an Pfarra hams aa no dabei!” konstatierte etwas ärgerlich ein Quellenbesitzer - weil sich’s mit „Hochwürden” nicht so leicht reden ließ in Geschäfts­sachen. 1949 lief dann alles nach Plan. Sechs Quel­len wurden gefasst, das Was­ser entsäuert und über 12 km zum Hochbehälter auf dem Buchberg geleitet. Von Groß­bonholz über Ha­selbach, Rogendorf, Mitterfels, Hin­terbuchberg war alles angeschlossen, was am Wege lag, auch schon Scheibelsgrub. Die Außen­berei­che bis Kreuzkirchen und Hartberg, bis Miething und Vor­der­buchberg, folg­ten im nächsten Jahr.

Schneller als gedacht, wurde die An­la­­ge zu klein. Mehr Häuser, mehr An­schlüs­­se, mehr Verbrauch - das alles zwang zu neuen Maßnahmen. Nicht wei­­ter genutzt wurden die Was­ser­rech­te an der Elisabethszeller Pfarr­wie­se. Eine Bohrung im Gschwend­ter Moos 1960 wurde bei 58 m Tiefe er­geb­nislos abgebrochen. Es kam 1962 zum Zu­sam­menschluss von Hunder­dorf, Mit­ter­fels und Haselbach im Zweck­ver­band. ...

Aus „Bilder erinnern”, 1983, Druckerei Stolz

 

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