Marktplatz von Mitterfels mit dem „Siebziger-Denkmal“ [Kap. 49] und - rechts - dem Schulhaus von 1879 (Ansichtskarte um 1904 – Sammlung Marktgemeinde, vormals Brembeck) – Vergrößern durch Anklicken!
Vor gut 830 Jahren tauchte der Name Mitterfels das erste Mal in einer Urkunde auf; Gschwendt im Kinsachtal kann auf 900 Jahre zurückblicken; vor 960 Jahren übernahmen die Grafen von Bogen den östlichen Donaugau von den Babenbergern; Metten, im Jahre 766 gegründet, rodete zu Füßen der schützenden Bergkette zwischen Vogelsang und Hirschenstein . . . über 1000 Jahre interessante Geschichte, in die wir in halbmonatlich wechselnden Kapiteln eintauchen.
Zu den vorhergehenden Kapitelbeiträgen können Sie sich im Menue rechts in der Grafik „1000 Jahre Geschichte um Mitterfels“ durchklicken.
Das Schulhaus von 1879
„… gegenwärtig 149 Werktagsschulkinder in zweiLehrzimmern …" hieß es in einem Gemeindeprotokoll von 1875. Es wurde nach Abhilfe gesucht, da das "alte Schulhaus" von 1831 [neben der St. Georgs-Kirche – siehe Kap. 37] die hohe Schülerzahl nicht mehr fassen konnte, besaß es doch nur über der Lehrerwohnung zwei Schulräume von 41 und 52 qm Größe, dazu keinerlei Flur und Nebenräume und nur einen winzigen Abort. Nach langem Abwägen: Anbau oder Neubau, beschloss die Gemeinde unter Bürgermeister Kartmann einen Neubau, nur wenige Häuser weiter. Im Grunde war der aber wiederum zu klein: es gab zwei Lehrsäle übereinander, jeder mit etwa 67 qm, allerdings auch mit Fluren, Garderoben und je einem Nebenraum; auch die Eingänge waren getrennt auf die zwei Stirnseiten verteilt. Die Kosten von rund 25.000 Mark wurden als Darlehen mit 52-jähriger Laufzeit aufgenommen.
1879 wurde das Schulhaus bezogen - im unteren Raum vom 1.-3. Kurs mit dem Schulgehilfen Kroiß, im oberen Raum vom 4.-7. Kurs mit dem Lehrer Max Dierrigl.
Das Schulhaus von 1879: 1878 gebaut – 1912 erweitert – 1965 abgerissen. – Vergrößern durch Anklicken!
Erdgeschoß des neuen Schulhauses - Klassenzimmer für 100 Kinder! (Quelle: Chronik Schule Mitterfels) – Vergrößern durch Anklicken!
Erster Stock mit eigenem Zugang – Vergrößern durch Anklicken!
Das Obergeschoß des "alten Schulhauses" wurde zu Wohnräumen und für gemeindliche Zwecke (Standesamt, Registratur) hergerichtet. Somit beherbergte es nunmehr eine Lehrerdienstwohnung 1. und 3. Ordnung.
Die Kinderzahl nahm stetig zu. 1908 saßen in der Oberklasse 98 Kinder, für Hauptlehrer Pongratz immer noch kein Grund, eine dritte Lehrerstelle anzufordern (die Schlüsselzahl für eine Teilung lag bei 100!). Aber eine künftige Lösung wurde dennoch überlegt - vor allem brauchte sie Zeit. Sollte man wiederum ein neues Schulhaus bauen, vielleicht außerhalb der Brauerei Moosmüller? Oder würde ein Anbau möglich sein? Die Bürgerschaft war schwerlich zu gewinnen. Im Gemeindeausschuss hatte man sich zwar im Oktober 1910 auf einen Umbau geeinigt und auch im Voraus eine 3. Lehrerstelle beantragt, aber die darauffolgende Gemeindeversammlung vom 31.3.1911 endete ziemlich chaotisch. An die Hälfte verließ den Saal, von den verbliebenen Bürgern stimmten dann 27 für und 12 gegen den Schulhausneubau. Es blieb aber beim Umbau. Eine Saallänge wurde angebaut, und von den nunmehr vier Sälen wurde einer als Lehrerdienstwohnung 2. Ordnung aufgeteilt. Beim Bau wäre es beinahe zum Abreißen und Einstürzen des Anbaus gekommen; gerade noch konnte man mit schweren Verbindungsteilen den Zusammenhalt sichern, und die Frau des verantwortlichen Baumeisters Kißl hat eine dicke Kerze nach Altötting verlobt.
Im Herbst 1912 stand das neue Schulhaus, und auch ein dritter Lehrer traf ein. Die dreiklassige Schule war von da ab aufgeteilt in 1./2. Kurs, 3./4. Kurs und den 5./6./7.Kurs. Die landläufige Bezeichnung für diese drei Klassen war: "Kleine Schul" -"Mittelschul" - "Große Schul".
„Große Schul“ mit Hauptlehrer Heiß um 1933 – Vergrößern durch Anklicken!
„Kleine Schul“ mit Oberlehrerin Schindlbeck um 1933 – Vergrößern durch Anklicken!
„Große Schul“ mit Hauptlehrer Heiß um 1940 – Vergrößern durch Anklicken!
„Kleine Schul“ mit Oberlehrerin Schindlbeck um 1940 – Vergrößern durch Anklicken!
Für jeden Lehrer gab es eine Dienstwohnung, wenngleich sich manch jüngerer Lehrer lieber eine private Mietwohnung suchte. Das Schulhaus tat Dienst bis 1965. Dann wurde es verkauft und abgebrochen (Vgl. Kap. 67). Heute [Stand 1988] steht dort die Bäckerei Schwarz.
Mitterfels um 1925 mit dem 1879-Schulhaus (Ansichtskarte – Sammlung Marktgemeinde, vormals Brembeck) – Vergrößern durch Anklicken!
Burgstraßen-„Hinterseite“ (Westseite) um 1940: Das beherrschende Gebäude ist das Schulhaus von 1879. (Ansichtskarte – Sammlung Marktgemeinde, vormals Brembeck) - Vergrößern durch Anklicken!