Vor gut 830 Jahren tauchte der Name Mitterfels das erste Mal in einer Urkunde auf; Gschwendt im Kinsachtal kann auf 900 Jahre zurückblicken; vor 960 Jahren übernahmen die Grafen von Bogen den östlichen Donaugau von den Babenbergern; Metten, im Jahre 766 gegründet, rodete zu Füßen der schützenden Bergkette zwischen Vogelsang und Hirschenstein . . . über 1000 Jahre interessante Geschichte, in die wir in halbmonatlich wechselnden Kapiteln eintauchen.
Zu den vorhergehenden Kapitelbeiträgen können Sie sich im Menue rechts in der Grafik „1000 Jahre Geschichte um Mitterfels“ durchklicken.
31 Vom Kurfürstentum zum Königreich (1806)
Die Größe und Ausdehnung Bayerns im Jahre 1806, als Kurfürst Maximilian IV. Joseph zum König Maximilian I. Joseph von Bayern wurde. - Vergrößern durch Klick in Abbildung!
Seit 1777 der erste Kurpfälzer das bayerische Erbe antrat, hing manches Damoklesschwert über dem Land. Dem Karl Theodor wären seine prächtigen Residenzen in Mannheim, Heidelberg, Düsseldorf und Schwetzingen lieber gewesen als München und so war er geneigt, schon 1778 Bayern an Österreich zu überlassen, wäre da aus Machtspekulationen nicht der Preußenkönig dazwischengefahren, und damit der (unblutige) "Bayerische Erbfolgekrieg" ebenso schnell beendet gewesen. Immerhin durfte sich Osterreich das Innviertel behalten, wenigstens vorerst für 30 Jahre.
Dem Karl Theodor trauerte also keiner nach. Umso mehr erhoffte man sich von Maximilian IV. Joseph aus der wittelsbachischen Linie Zweibrücken-Birkenfeld. Seine Landesübernahme 1799 fiel in die Wirren der Französischen Revolution und der Napoleonischen Kriege. Da verließ sich der neue Herr ganz aufs Taktieren und Paktieren, erst auf Seiten Österreichs, dann nach der gemeinsamen Niederlage bei Hohenlinden im Dezember 1800 doch lieber auf Seiten des Stärkeren. Das sollte sich in Kürze reichlich auszahlen, als 1803 die unter Napoleons und seines Ministers Talleyrands Gnaden in Regensburg tagende "Reichsdeputation" den Schwächeren, aber Reichen, alles nahm und an die Genossen verteilte. In den deutschen Landen waren das die großen geistlichen Gebiete von 4 Erzbistümern und 18 Bistümern, von Reichsabteien, Stiften und Klöstern, 280 an der Zahl, sowie von einer Reihe reichsunmittelbarer Freier Reichsstädte. Man sagte nicht "Raub", weil "Säkularisation" und "Mediatisieren" einen viel legaleren Klang hatte. [Die Säkularisation in unserem Gebiet wird im Kapitel 35 behandelt.] Auch Bayern begann sich gewaltig zu blähen und abzurunden: Es erhielt die Gebiete von 6 Bistümern (Regensburg erst 1810), 15 Reichsstädten (Augsburg und Nürnberg erst 1805/1806),13 Reichsabteien. Die Säkularisation der bayerischen Klöster ging nebenher.
Maximilian I. Joseph von Bayern im Krönungsornat - Vergrößern durch Klick in Abbildung!
Zu diesem Landgewinn kam 1806 eine bedeutende persönliche wie politische Aufwertung: Der Kurfürst wurde König und nannte sich jetzt Max Joseph I., das Land aber besaß nunmehr volle Souveränität, die jede rechtliche Einwirkung seitens des Reiches ausschloss.
Das neue Königreich Bayern 1806 (Gustav Droysen – Allgemeiner Historischer Handatlas) - Vergrößern durch Klick in Abbildung!
Zweimal versuchten die Österreicher, das Blatt zu wenden - doch vergeblich. Das erste Mal stieß Napoleon bis Wien und Austerlitz durch, das zweite Mal siegte er bei Abensberg und Eggmühl auf niederbayerischem Boden. Bayern bekam für eine Zeit auch noch Tirol dazu. Aber schließlich zahlte es für alles mit kostbarer Währung: 33.000 brave Bayern mussten mit zum Marsch nach Moskau, nur 3.000 sahen die Heimat wieder. Da war die Zeit reif für einen erneuten Stellungswechsel des Bayern, gerade so rechtzeitig (im Oktober 1813), dass ihm im Wiener Kongress 1815 auch noch Unterfranken und die Rheinpfalz zufielen.
Delegierte des Wiener Kongresses in einem zeitgenössischen Kupferstich von Jean Godefroy nach dem Gemälde von Jean-Baptiste Isabey - Vergrößern durch Klick in Abbildung!
Bayern im Deutschen Bund 1816 nach dem Vertrag von München (1816) (Quelle: Putzger – Historischer Weltatlas, 89. Auflage, 1965) - Vergrößern durch Klick in Abbildung!
Damit hatte Bayern die Größe und Gestalt, wie sie bis 1945 galten.