1000 Jahre Geschichte um Mitterfels - 24 Der Streit um Freitagsmesse und Kirchenstühle (1644/1664/1698)

24 Streit um Freitagsmesse

Vergrößern durch Klick in Abbildung!

Vor gut 830 Jahren tauchte der Name Mitterfels das erste Mal in einer Urkunde auf; Gschwendt im Kinsachtal kann auf 900 Jahre zurückblicken; vor 960 Jahren übernahmen die Grafen von Bogen den östlichen Donaugau von den Babenbergern; Metten, im Jahre 766 gegründet, rodete zu Füßen der schützenden Bergkette zwischen Vogelsang und Hirschenstein . . . über 1000 Jahre interessante Geschichte, in die wir in halbmonatlich wechselnden Kapiteln eintauchen.

Zu den vorhergehenden Kapitelbeiträgen können Sie sich im Menue rechts in der Grafik „1000 Jahre Geschichte um Mitterfels“ durchklicken. Das aktuelle Kapitel öffnen Sie mit einem Klick auf „Weiterlesen“ links unterhalb der einführenden Sätze.

24 Der Streit um Freitagsmesse und Kirchenstühle (1644/1664/1698)

Über Jahrhunderte bestand für den Amtssitz Mitterfels der unbequeme Zustand, dass Pfarrkirche und Begräbnis weitab in Kreuzkirchen lagen. Der Pfleger ließ sich denn auch in Kreuzkirchen drei Kirchenstühle für sich und seine Amtsleute reservieren, erschien aber selten dort; denn es gab ja beim Schloss das St. Georgs-Kirchlein, wo sich die Abhaltung von Gottesdiensten eingebürgert hatte; ja mancher Pfleger leistete sich sogar einen eigenen Schlosskaplan.Die kleine Schlosskapelle in Mitterfels, die dem heiligen Georg geweiht war.
 
Aus dem Jahre 1630 erfahren wir, wie es damals war. Da hielt der Oberalteicher Pfarrvikar in Kreuzkirchen regelmäßig Gottesdienste in Mitterfels, wenn gleich dazu nicht direkt eine Verpflichtung bestand. Gefeiert wurden in Mitterfels die Feste Josephi, Maria Verkündigung, St. Georgi (als Patrozinium), der Osterdienstag, der Pfingstdienstag, St. Vitus, St. Magdalena, die Kirchweih am Sonntag nach Jakobi, Maria Geburt, St. Michael, der Wolfgangstag, die erste und zweite Weihnachtsmesse, der Tag der Unschuldigen Kinder und die Kreuzauffindung. Der Nikolaustag und der Thomastag wurden entweder in Kreuzkirchen oder in Mitterfels begangen. Außerdem wurde jeden Freitag eine Messe gelesen.
 
24 MITTERFELS Original Kupferstich M Wening 1726
Die Georgskapelle auf einem Stich von Michael Wening aus dem Jahre 1726
 
Wegen der Freitagsmesse in Mitterfels entstand 1644 der erste Streit zwischen dem Pfleger und dem Prälaten von Oberalteich. Damals fiel wegen der Kriegszeiten die Wochenmesse und manchmal sogar der Sonntagsgottesdienst an den fälligen Festen aus; auch fand die "Einäscherung" am Aschermittwoch nicht mehr, wie bisher, in Mitterfels, sondern in Kreuzkirchen statt. Als der Pfleger Viktor von Stöckel, ein guter Freund des Abts Hieronymus Gazin von Oberalteich, sich bei diesem darüber beschwerte, erwiderte ihm der Prälat, der Pfarrgottesdienst in Kreuzkirchen sei vordringlicher, alle übrigen Gottesdienste in Mitterfels würden aber nur freiwillig geleistet und das Kloster habe dazu keine Verpflichtung. Auch sei die jährliche Leistung von 8 Gulden für die Ämter und Messen in Mitterfels in der Georgskapelle, die etwa 100 Gulden besäße, ein geradezu lächerlicher Betrag; noch dazu, wo für die Kapelle auch keinerlei Baukosten geleistet werden müssten. Die 8 Gulden im Jahr würden für die Patroziniumsfeier und für die Kirchweih geleistet, aber für die Wochenmessen bestünde keine Schuldigkeit, und es dürfe daraus kein Recht abgeleitet werden. Die 8 Gulden seien so wenig, dass "bald einem Boten für seinen Gang mehr bezahlt werde", und dass das Kloster um diesen kleinen Betrag keinen Religiosen unterhalten könne. "Jeder Benefiziat soll den ausreichenden Lebensunterhalt haben, ohne dass das Kloster allzuviel zuschießen muss.“
 
24 Kreuzkirchen
Die Pfarrkirche von Mitterfels stand in Kreuzkirchen (links unten). Die Georgskirche in Mitterfels (oben) wurde erst 1734 erbaut.
 
Der Abt schlug vor, den Pfarrverweser von Kreuzkirchen besser zu bezahlen und auf jeden Fall die Jahresgebühr von 8 Gulden zu erhöhen.Der Pfleger bestritt die Behauptung des Prälaten, dass die Mitterfelser Gottesdienste nur freiwillig geleistet würden, und gab an, dass sie bis jetzt immer ohne Widerspruch gehalten und die 8 Gulden auch jedes Jahr pünktlich bezahlt worden seien. Die Regierung in Straubing bat er, wenn möglich, die Bezahlung des Pfarrvikars zu verbessern, und sagte dann: Mitterfels ist ohnehin ein recht "mühsames Orth". Außer dem Patrozinium, der Kirchweih und der Freitagmesse sei in Mitterfels kein Gottesdienst. Das Hausgesinde könne man wegen der kleinen Kinder nicht jeden Sonntag in den Pfarrgottesdienst nach Kreuzkirchen schicken. Wenn nun die Freitagsmesse auch ausfalle, so käme ein großer Teil der Ehehalten nicht einmal alle 14 Tage in die Kirche. Auch wäre die Freitagsmesse günstig für alle die Leute, die an diesem Tag bei Gericht zu tun hätten; sie könnten bei der Gelegenheit auch den Gottesdienst besuchen.
Die Regierung ordnete an, dass das Pfleggericht nachweise, warum und seit welchem Zeitpunkt die 8 Gulden gegeben würden, ob die Schlosskapelle der Pfarrkirche in Kreuzkirchen inkorporiert oder eine Filiale sei und wie hoch das Vermögen der Mitterfelser Kirche sich belaufe.Wieder musste Viktor von Stöckel berichten, dass die Gerichtsregistratur von den Schweden "zuschanden gemacht wurde" und dass aus den "Fragmenten" nichts zu ersehen sei. Er meinte, die Registratur in Straubing müsse ja alle Abschriften ordnungsgemäß verwahrt haben. Dem Prälaten schrieb der Pfleger etwas missmutig, er würde ja gern die Bezüge des Vikars aufbessern, aber er könne es nicht ohne die Einwilligung der Regierung. Er bat den Abt nochmals, es wie bisher zu halten und die Messe lesen zu lassen; sonst müsste die Bevölkerung, die ja an ihrem Streit ganz unschuldig sei, darunter leiden und die Frömmigkeit einbüßen. Wahrscheinlich bestand aber damals der Abt auf einer Erhöhung der Gebühren, und es kam zu keiner Einigung.1664 gab es wieder Streit, diesmal um die Kirchenstühle in Kreuzkirchen. Der Pfleger von Mitterfels, Franz Freiherr von Closen, wehrte sich dagegen, dass sein Kirchenstuhl in Kreuzkirchen von anderen Leuten benützt wurde. Diese Beschwerde meldete der Pfarrvikar P. Ambros Pyhler seinem Ordinariat und schrieb, dass der vorherige Pfleger, Herr Ottheinrich von und zu Seyboltstorff, es willig geduldet habe, dass sein Gerichtsschreiber jeden Sonntag und Feiertag neben ihm während des Gottesdienstes stand und keinen eigenen Stuhl beanspruchte. Nun aber hat der Herr von Closen drei Stühle bekommen, für sich und sein Personal, und die sollte man ihm auch noch reservieren, wenn er nicht zum Gottesdienst erschiene, und sie leer stehen lassen. Die Kirche in Kreuzkirchen ist eben zu klein, und man kann nicht für jeden einzelnen einen Stuhl aufstellen. Dazu komme der Herr von Closen sowieso nur zwei- bis dreimal im Jahr nach Kreuzkirchen zum Sonntagsgottesdienst, da er sich in Mitterfels einen eigenen Schlosskaplan hält, der jeden Sonntag für ihn und einen kleinen Kreis die heilige Messe liest. In diesen Gottesdienst gehen, soweit der enge Raum es zulässt, auch Pfarrkinder, die in Mitterfels oder in nächster Nähe wohnen, die dann allerdings keine Predigt hören. Der Pfarrvikar bekam in diesem Streit recht, aber der Pfleger behielt seine Stühle.
1698 brach der Streit um die Freitagsmesse von neuem aus. Am 7. Januar beschwerte sich das Pfleggericht bei der Regierung in Straubing, dass die bezahlten und bestellten Messen in Mitterfels nicht gelesen würden. Der Prälat aber bestand in einem Schreiben an den Geistlichen Rat in München auf seinem alten Standpunkt: Die 8 Gulden werden nur für den Festgottesdienst zur Mitterfelser Kirchweih geleistet. Alle anderen Messen und Hochämter seien freiwillig. Wenn aber die Regierung anstatt der bisherigen 8 Gulden jährlich 30 Gulden genehmigt und diese 30 Gulden auch für 1696 und 1697 nachbezahlt werden, sollen die Freitagsmessen in Mitterfels wieder gelesen werden. Zur Begründung führte der Abt an, dass sich Oberaltaich für Kreuzkirchen und Mitterfels einen eigenen Priester halten müsse, der "bei Regen und Wind und tiefstem Schnee bei Lebensgefahr" dort hingeschickt werde. Sollte das Vermögen der Mitterfelser Kapelle nicht ausreichen, so müssten eben Strafgelder herangezogen werden. All diese Forderungen des Abtes Roman Denis wurden dann auch bewilligt. Damit war der Streit, mit Unterbrechungen seit 50 Jahren geführt, für alle zufriedenstellend beigelegt.