Hofmarch Scheibelsgrueb - Vergrößern durch Klick in Abbildung!
Vor gut 830 Jahren tauchte der Name Mitterfels das erste Mal in einer Urkunde auf; Gschwendt im Kinsachtal kann auf 900 Jahre zurückblicken; vor 960 Jahren übernahmen die Grafen von Bogen den östlichen Donaugau von den Babenbergern; Metten, im Jahre 766 gegründet, rodete zu Füßen der schützenden Bergkette zwischen Vogelsang und Hirschenstein . . . über 1000 Jahre interessante Geschichte, in die wir in halbmonatlich wechselnden Kapiteln eintauchen.
Zu den vorhergehenden Kapitelbeiträgen können Sie sich im Menue rechts in der Grafik „1000 Jahre Geschichte um Mitterfels“ durchklicken.
16 Scheibelsgrub - eine Hofmark (ohne Herrensitz oder Schloss)
Scheibelsgrub als Beispiel einer Hofmark liegt uns aus verständlichen Gründen nahe, wenngleich ihr etwas Entscheidendes fehlt, nämlich ein Herrensitz oder Schloss wie anderswo. Immer waren die Hofmarksherren auswärts auf ihren Schlössern gesessen.
Das mag, neben der Erbfolge, mit ein Grund des öfteren Besitzerwechsels gewesen sein.
Hofmarch Scheibelsgrueb - Vergrößern durch Klick in Abbildung!Die erstmalige Einstufung als Hofmark kennen wir nicht. Seit dem Abgang der Schaeubing von Grueb 1407 (im Kapitel 7 beschrieben) hören wir kaum mehr etwas, bis gegen 1500 die "Hofmarch Scheibelsgrueb" den Paulstorffern von Falkenfels zugehört, die außerdem Grundherrn der "Hofmarch Falckenfells vnnd Ascha" sind. Durch Einheirat werden die Seyboltstorffer ihre Nachfolger: 1510 Sebastian, 1530 dessen Witwe Margarete geborene Stauf, 1559 bis 1569 Hieronymus von Seyboltstorff. Nach einer Akte von 1597 ist die Hofmark Falkenfels-Ascha in der Hand von Christopher von Seyboltstorff, Scheibelsgrub dagegen in der Hand eines anderen Erben, des Hannß Bernhardt Nothafft von Wernberg zu Aholming und Schönaich (vgl. Abbildung unten). In der Akte sind die im Landgericht Mitterfels liegenden, zu Hofmarken gehörenden "einschichtigen Güter" aufgeführt, hier Höfe in Uttendorf, Buchberg, Weingarten, Aign, Dunk und Höfling.
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Von 1606 gibt es eine "Beschreibung Aller vnnd yeder Im Fürstl(iche)n Landtgericht Mitterfels gelegner Herrschafften, Hofmarchen ..." (Abb. s. Kapitel 15). Was über die Hofmark Scheibelsgrub aus landgerichtlicher Sicht zu sagen war, ist dort gleichfalls dargestellt.
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Im Dreißigjährigen Krieg bleibt auch Scheibelsgrub nicht verschont. Noch immer sind die Nothafft Besitzer der Hofmark, seit 1628 ein Johann Albrecht Nothafft. Unter den Schweden 1633/34 geht das Dorf in Flammen auf (Michael Wening, Beschreibung des Kurfürstentums Bayern, 1726). Die abgebrannte, dann nach und nach wiederaufgebaute Hofmark wechselt noch im Krieg dreimal den Besitzer: sie geht an die Leiblfing, dann an die Köck von und zu Mauerstetten und Herrn der Herrschaft Brennberg; von diesen kauft sie 1644 "der Edl und Gestrenge Herr Nicolaus Roßenkhranz, gemainer Hochlobl. Landtschafft mitverordneter Lanndtsteuerer deß Innern Rhats vnnd Bürgermaister zu obersagtem Straubing". Jetzt wird die Hofmark wieder vollends aufgebaut. Nikolaus Rosenkranz stirbt 1651 und wird in der Gruft bei den Karmeliten begraben. Aus seiner Familie folgen dann der Sohn Franz Rosenkranz (wurde 1664 Ratsherr), dann Johann Sigmund Rosenkranz, schließlich 1678 Johann Jakob Rosenkranz, Ratsherr und Stadtfähndrich von Straubing, gestorben 1687, gleichfalls bei den Karmeliten begraben.
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Aus dieser Zeit des ausgehenden Dreißigjährigen Krieges (1644) stammt das "Stifft- vnd Saalbüechlein Deß Adelichen Güets vnd Hofmarch Scheibelsgrueb". Wir bringen davon eine Abbildung (oben), desgleichen den Eintrag über den "Hofwürth auf der Tafern Michael Warther", des Ahnherrn der seit 11 Generationen hier ansässigen Familie (unten). 1644 lebten im Dorf Scheibelsgrub 8 Erbrechter auf 13 Anwesen (man erkennt die Kriegsfolgen an verwaisten Gütern); zur Hofmark zählten weitere 10 Erbrechter auf 12 Anwesen, in den gleichen Ortschaften gelegen wie schon 1597 aufgezählt.
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1752 gehört die Hofmark der "FreyFrau von Werndle verwittibten RegierungsRäthin zu Straubing". Die "Conscription" aus dieser Zeit (siehe Abb. unten) enthält die Namen von 26 Untertanen auf 28 Anwesen; erstmals ist auch das "Hürt-Haus der Gemain Scheibelsgrueb" darunter. Von den damaligen Erbrechtern gibt es noch 3 bis heute hier ansässige Familien: die Wartner von Scheibelsgrub, die Kartmann von Höfling, die "Bayr" von Buchberg.
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Wir wollen an dieser Stelle die Liste der 28 Besitzungen der Hofmark Scheibelsgrub einfügen, wie sie 1760 gegolten haben (aus Gerichtsliteralien Mitterfels/Kurbayern Hofkammer/HStArchiv München):
Hofmark Scheibelsgrub:
(Ein Hinweis: Ein Vergleich mit 1808 in einem späteren Kap. 38 zeigt die rasche und häufige Namensänderung, sowohl der Hausbesitzer als auch der Hausbezeichnungen.)
1785 untersteht die Hofmark einem Baron von Schellerich. Dies geht aus einer Heiratslizenz für Michael Hagnhofer und Magdalena Strohmeier (Scheibelsgrub Nr. 15) hervor. Nächste Besitzerin wurde eine Freiin von Weichs, Inhaberin der Hofmark Falkenfels. Dann kaufte die Hofmark Scheibelsgrub Joseph Anton Graf von Jonner. 1792 übernahm sie dessen Sohn. Die Grafen von Jonner blieben die Hofmarksherrn bis zur allgemeinen Aufhebung der Hofmarken 1848. Die letzte vom "Kgl. bayer. Gräfl. Jonner'schen Patrimonialgericht Scheibelsgrub" ausgestellte Heiratslizenz ist datiert vom 29. 8. 1835.
Die Situation in der Hofmark Scheibelsgrub im Jahr 1828 entnehmen wir einer Aufstellung der 31 "Unterthanen", die mit geringen Ausnahmen 2/3 des Zehents an das Rentamt zu leisten hatten. Überschrieben ist die Liste mit "Patrimonial- und Hypothekenamtsbezirk Scheibelsgrub, verfasst zum Behufe der Anmeldung und Eintragung im Hypothekenbuche". 20 der Untertanen hausten in Scheibelsgrub, 3 in Vorderbuchberg, je 2 in Weingarten und Uttendorf, je 1 in Aign, Dunk, Höfling und Schoppiehl. In einer anderen Aufstellung von 1824, verfasst vom "Kgl. Collegiatsstiftskastenamt bey S. Johannis Regensburg", sind jene 12 "Unterthanen im Patrimonialgericht Scheibelsgrub, Kgl. Landgericht Mitterfels, Gemeinde Scheibelsgrub" aufgezählt, bei denen gegenüber dem Stift Grundbarkeits- und andere gebundene Gutsverhältnisse vorliegen.
Dass es manchmal auch zwischen Hofmark und Landgericht strittige Rechtsfälle gab, zeigt eine Akte von 1800. Da wurde wegen der umstrittenen "Gerichtsbarkeit" für einen Weiher beim Dunkbauern viel Papier verschrieben. Als schließlich das Fiscalamt Straubing eine Stellungnahme nach München abzugeben hatte, riet dieses mit aller Vorsicht und allem Respekt von einem weiteren Prozessieren ab, weil alle Überlieferung für die Hofmark Scheibelsgrub spräche. Ein Zeitdokument ist aber auch die Anrede dieses Schreibens vom 31. März 1800: "Dem durchlauchtigsten Fürsten und Herrn, Herrn, Maximilian Joseph, Pfalzgrafen bey Rhein, in ober- und niedern Bayern Herzogen, des heil. römisch. Reichs Erztrugseß, und Churfürsten zu Jülich, Cleve und Berg Herzogen, Meinem gnädigsten Herrn, Herrn, München, zur churfrtl. hohen Generallandesdirection ..."
Hinweis: Otto Wartner hat sich ausführlich in einer Publikation mit der Hofmark Scheibelsgrub befasst: Scheibelsgrub - Geschichten um das Dorf Grub, das seinen Namen herziehet von dem Geschlecht der Scheubing. (2004 - Hgb. AK Heimatgeschichte Mitterfels e. V.) Leider ist dieses Geheft vergriffen, aber "alte" Scheibelsgruber oder Mitglieder des AK Heimatgeschichte werden dem interessierten Leser sicher das vergriffene Geheft leihen.