Kalenderblatt 9. November 1938 - Reichspogromnacht

09 11 jews forced to march with star kristallnachtDie SS zwang verhaftete Juden den Judenstern zu tragen (eine im Nationalsozialismus eingeführte Zwangskennzeichnung für Personen, die nach nationalsozialistischem Recht als Juden galten). 

Historiker bezeichnen die Reichspogromnacht als "Probelauf für den Holocaust".

 

Zerstörte Geschäfte, geplünderte Wohnungen, brennende Synagogen - am Morgen nach dem 9. November 1938 ähnelte Deutschland einem Trümmerhaufen. 30.000 Juden wurden verhaftet, viele in den Tod getrieben. Es war nicht - wie die Nationalsozialisten behaupteten - der spontane Volkszorn, der sich gegen das jüdische Volk entlud, sondern ein gezielter Pogrom der Partei. Was passierte in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938? (Quelle: planetwissen)

Der 9. November war für die Mitglieder der NSDAP (Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei) ein wichtiges Datum. Jedes Jahr gedachten sie mit dem Marsch auf die Feldherrnhalle in München des missglückten Hitlerputschs von 1923. Im Münchener Rathaussaal waren die Spitzen der Partei an diesem 9. November 1938 anschließend zusammengekommen, auch Reichskanzler Adolf Hitler war unter ihnen. Am späten Abend erreichte ihn die Nachricht vom Tode Ernst vom Raths [... mehr dazu].

Hitler sprach nicht wie gewöhnlich zur Versammlung, sondern beriet sich mit Joseph Goebbels, seinem Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda, und fuhr dann in seine Münchener Wohnung. Goebbels hielt nach Hitlers Aufbruch eine antisemitische Hetzrede, in der er Rache und Vergeltung für das Attentat forderte.

09 08 bundesarchiv bild 146-1970-041-46 berlin synagoge fasanenstraeVereinzelt war es schon in einigen Orten, unter anderem in den Gauen (die Bezirke, in die die NSDAP Deutschland eingeteilt hatte) Kurhessen und Magdeburg-Anhalt zu angeblich spontanen judenfeindlichen Ausschreitungen gekommen. Hitler soll hierzu gesagt haben, so Goebbels in seinem Vortrag, dass "derartige Aktionen von der Partei weder voranzutreiben noch zu organisieren seien. Soweit sie spontan entstünden, sei ihnen aber auch nicht entgegenzutreten". Die Parteispitzen verstanden Goebbels' Rede als Aufruf zum Pogrom, den die Partei organisieren sollte, als dessen Urheber sie aber nicht in Erscheinung treten durfte.

 Die Orthodoxe Synagoge in der Münchener Herzog-Rudolf-Straße wurde in der Reichspogromnacht angezündet. (wikimedia/Commons - Bundesarchiv 146-1971-099-63)

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09 09 bundesarchiv bild 146-1970-083-44 magdeburg zerstrtes jdisches geschftWeiteres Hintergrundwissen:

Foto links: Jüdische Geschäfte wurden in vielen Städten (wie hier in Magdeburg) beschädigt oder zerstört. (wikimedia/commons - Bundesarchiv 146-1979-046-23)

 

>>> Süddeutsche ["Der Pogrom verschaffte der SS beträchtlich mehr Macht"]

>>> Süddeutsche: Fotoreportage  [Pogromnacht 1938 in München - "Die verbrennen die Synagoge"]

>>> Wikipedia [Novemberpogrome 1938]