Waldwies/Elisabethszell. Therese Hofmeister Platz in der Gesellschaft wiedergeben

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Die Mahntafel, die auch an Therese Hofmeister erinnert. Fotos: E. Röhn – Vergrößern durch Anklicken!

Den Wahnsinn ins Gedächtnis rufen – Feierstunde am Gedenkstein

„Zum Gedächtnis aller ziviler Opfer der nationalistischen Gewaltherrschaft 1933 bis 1945 in der Pfarrei Elisabethszell“ steht auf einer Mahntafel …

… an der Straße in Waldwies (Gemeinde Elisabethszell). Stellvertretend wird der Name Therese Hofmeister genannt, die 1944 im Konzentrationslager Ravensbrück umkam.

Der Gedenkstein an Therese Hofmeister ist klein, aber er erinnert an das traurige Schicksal einer der unzähligen Zivilpersonen, die der national-sozialistischen Gewaltherrschaft zum Opfer fielen, auch im Bayerischen Wald. Jetzt wurde die Mahntafel auf dem Anwesen von Adolf Hofmeister in Waldwies, von Pfarrer Josef Kokkoth gesegnet. Die Feierstunde wurde würdevoll gestaltet mit Trompetensoli von Fritz Fuchs und Gedichten von Bert Brecht und Ingeborg Bachmann.

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Die Beteiligten an der Feierstunde für Therese Hofmeister (v.li) Initiator Ernst Hilmer, zwei junge Mädchen, die Gedichte vortrugen, Laudator Herbert Becker, Pfarrer Josef Kokkuth, Trompeter Fritz Fuchs und Ludwig Macht, Vorsitzender des AK Lebenswertes Elisabethszell. ­– Vergrößern durch Anklicken!

Initiator des Mahnmals ist Ernst Hilmer (Konzell), der sich unter Vermittlung von Richard Kerscher (Elisabethszell) an den Arbeitskreis Lebenswertes Elisabethszell mit seinem Vorsitzenden Ludwig Macht wandte, der den Stein mit der Gedenktafel aufstellen ließ und die Feierstunde organisierte.

Die Umstände des Todes zu klären, war nicht einfach

Seit Jahren habe er versucht, ein wenig Licht in das Leben von Therese Hofmeister und die Umstände ihres Todes zu bringen, erklärte Hilmer. Das sei nicht einfach gewesen. Für viele, die sie noch gekannt haben mochten, sei das Thema belastend. „In den 79 Jahren, die seit der Verschleppung Thereses in das KZ Ravensbrück im Mai 1943 vergangen sind, hat man nur mit vorgehaltener Hand darüber gesprochen.“ Deshalb erfülle es ihn mit tiefer Genugtuung, den Tag heute erleben zu können, betonte Hilmer.

Es sei ihm ein Anliegen, Therese den Platz zurückzugeben, den sie vor ihrer Deportation und Hinrichtung hatte: „Ihren Platz als Mitglied unserer menschlichen Gemeinschaft.“ Aber er werde weiter suchen nach dem Schicksal des jungen Mannes, der von den Nazi-Behörden beschuldigt worden war, der Vater des Kindes von Therese Hofmeister zu sein: Iwan Kosorski, geboren in Warschau am 18. April 1915. Gestorben, vermutlich ermordet, in Regensburg.

Hilmer dankte allen Informanten für die Lebensdaten, dem AK Lebenswertes Elisabethszell und seinem Vorsitzenden Ludwig Macht, der Familie Hofmeister und allen Sponsoren.

Angesichts der vielen Opfer des Zweiten Weltkrieges, auch der gefallenen Soldaten, müsse man sich fragen: „Braucht es diese Tafel trotzdem?“ Laudator Herbert Becker, Mitglied des AK Lebenwertes Elisabethszell, bejahte diese Frage: „Man muss sich wieder und wieder ins Gedächtnis rufen, was für ein Wahnsinn das war. Die Namen auf den Kriegerdenkmälern helfen uns dabei, das nicht zu vergessen.“

Becker rollte das Leben der Therese Hofmeister auf: Geboren in Waldwies als eines von neun Kindern, mit 18 Jahren Dienstmagd bei einem Bauern in Haselbach, 1942 Schwangerschaft, Geburt eines Buben, der auf dem Hof seiner Großeltern blieb. Der Vater war Soldat, angeblich ein polnischer Zwangsarbeiter auf dem Bauernhof in Haselbach. In der nationalsozialistischen Weltsicht waren Polen minderwertige Menschen wie Juden, Schwarze oder Zigeuner, erklärte Becker.

1943: Verschleppung ins Frauen-KZ Ravensbrück

Nazis seien der Meinung gewesen, dass sie denjenigen, die sie als minderwertig einstufen, alles nehmen dürften: Hab und Gut, ihre Rechte, ihr Leben. Es habe Vorschriften zur „Reinhaltung des Deutschen Blutes“ gegeben, gegen das die Theres angeblich verstoßen habe. Im April 1943 sei sie morgens früh verhaftet, nach Regensburg und ins Frauen-KZ Ravensbrück verschleppt worden und nie zurückgekehrt. „1943 ist sie gestorben, ohne ihre Angehörigen noch einmal zu sehen.

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Viele Teilnehmer hatten sich zu der Feierstunde eingefunden. – Vergrößern durch Anklicken!

“Was einmal geschehen sei, könne wieder geschehen, warnte Becker. Auch bei uns würden Rassisten, Antisemiten, Nazis, die Gewaltbereiten wieder mehr. Rechtsextreme, die es für legitim halten, Gewalt gegen andere auszuüben. Dagegen müssen wir uns wehren, das dürfen wir nicht zulassen, mahnte Becker. Diese Mahntafel sei ein kleiner Beitrag dazu, dass nicht vergessen wird, „dass Rassisten, Faschisten und Gewaltverherrlicher nicht zu uns gehören dürfen“. Vereinsmitglied Walter Cerull, der das KZ Ravensbrück besucht hatte, fügte an, dass dort bis heute wegen angeblicher Rassenschande Inhaftierte nicht registriert sind.