Im Gäubodenmuseum startet die Luther-Ausstellung

Luther Ausstellung1OB Markus Pannermayr, Ausstellungsorganisator Dr. Stefan Maier, Elke und Hasso von Winning mit einer Luther-Figur von Otmar Hörl. (Foto: we)

Oh­ne Kut­te und Tin­ten­fass - Deut­li­che Spu­ren des Man­nes, der nie hier war.

Die Ausstellung „Luther hier“ hat am 23. Mai im Gäubodenmuseum begonnen. Vor 100 Gästen eröffneten Museumsleiter Prof. Dr. Günther Moosbauer, OB Markus Pannermayr und Organisator Dr. Stefan Maier die Ausstellung. Sie zeigt bis September Straubings Rolle als niederbayerisches Zentrum der Reformation in der Lutherzeit, die Gegenreformation und die Neugründung der evangelischen Gemeinde im 19. Jahrhundert.
Luther hier? Ein bisschen irreführend zunächst, das hat Dr. Stefan Maier sofort zugegeben in der Eröffnungsrede. „Luther war nie in Altbayern, nie in Straubing“, sagt der federführende Mann dieser Ausstellung, und er sagt auch, warum: „Man hätte ihn hier sofort eingesperrt.“ Die bayerischen Herzöge waren knallhart katholisch damals, Protestant sein in ihren Städten war hart beziehungsweise unmöglich. Ulrich Schmidl und acht weitere protestantische Familien haben sie hinausgeworfen aus Straubing, das war 1562, 45 Jahre nach Luthers Thesenanschlag und 15 Jahre nach Luthers Tod. Für die Stadt ein schwerer Verlust; mindestens 300 Menschen gingen, fast jeder zehnte Straubinger, und es waren wirtschaftlich starke Familien. Hätten die Herzöge Luther selber erwischt, er hätte nichts Gutes bekommen von ihnen.

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Die Ausstellung im Gäubodenmuseum über Martin Luther ist noch bis zum 10. September zu sehen. (Fotos: lef)

Aber kaum sind 500 Jahre vergangen, bekommt er eine eigene Ausstellung, die sogar „Luther hier“ heißt, obwohl er niemals hier war. „Wir haben“, bekennt Dr. Maier mit nur leichtem Bedauern, „keine Kutte von ihm, kein Tintenfass, gar nix.“ Aber im Grunde macht das auch nix. In Wittenberg, wo sie Luthers letzte Kutte zu haben glauben, weiß man ja letztlich doch nicht so genau, ob sie’s wirklich ist. Und ob Luther wirklich per Tintenfass den Teufel aus der Wartburg gejagt hat, der schon lang nicht mehr sichtbare Tintenfleck also echt war, ist ja auch nicht so sicher. Das, was die Straubinger Ausstellung zu bieten hat, aber schon. Da ist zum Beispiel eine Inkunabel; wie Wikipedia dem unkundigen Laien verrät, nennt man Inkunabeln jene Bücher und Blätter, die zwischen Guttenbergs erstem Bibeldruck 1454 und dem 31. Dezember 1500 „in beweglichen Lettern gedruckt“ wurden. Die hier gezeigte ist eine Bibel von 1478, und gleich neben ihr die Schedelsche Weltchronik, eine zwischen 1570 und 1580 erschienene neunbändige Ausgabe der Lutherbibel ist auch da. Es geht um Erasmus von Rotterdam und um Thomas Kirchmair, den protestantischen Mitreformator aus Straubing, der als einer der wenigen gilt, der im 16. Jahrhundert zur deutschen Literatur beigetragen hat. Der Pfarrer der evangelischen Christuskirche, Hasso von Winning, war’s, der die Ausstellung angeregt hat. Straubing wird gezeigt als das Zentrum der Reformation in der Lutherzeit, aufmüpfig und rebellisch, dem Katholizismus und dem Papsttum entglitten. Die Ausstellung zeigt, wie die Herzöge Petrus Canisius schickten, den wortstarken Prediger, um die Stadt „wieder katholisch“ zu machen, wie man so schön sagt, und wie das nur gelang um den Preis, dass jeder Protestant flüchten musste, bis keiner mehr da war. Erst im 19. Jahrhundert siedeln wieder Protestanten in Straubing an. Das ist der zweite Schwerpunkt der Ausstellung. 1893 wird die Kirche an der Bahnhofstraße eingeweiht, für 1 000 Menschen hat sie Platz. Im Krieg wird sie zerstört, danach wird die jetzige Christuskirche gebaut. Der Flüchtlingsstrom nach dem Krieg bringt viele Protestanten nach Straubing, und weil noch Mai ist, erklärt Dr. Maier die Bedeutung der Maiandacht damals auch für Protestanten: „Die katholischen Mädchen durften damals raus und in die Maiandacht gehen, folglich sind die evangelischen Buam auch in d‘ Kirch gangen.“ - we - Info Die Ausstellung läuft bis 10. September im Museum. Nächste Luther-Veranstaltung ist eine evangelische und katholische Zeitzeugenrunde im Rahmen der Ausstellung am 1. Juni.

Quelle: we/BOG Zeitung vom 25. Mai 2017 (Zeitversetzte Übernahme des Beitrags aufgrund einer Sperrfrist)

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