Mühlen an der Menach (12): Unterholzen - eine "Mühle" weit entfernt von der Menach

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Der Weiher beim Moseranwesen: Er wurde zum Betrieb der Mühle angelegt. Im Hintergrund die Mühlleite und das Stelzl-Anwesen, zu dem die Mühle gehörte.

Eine Mühle weitab von der Menach? Nur in der Nähe des kleinen Wasserrinnsals namens Eigraben gelegen.

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Vor 150 Jahren gibt es in Unterholzen Hs.-Nr. 11 den halben Stegbauernhof, ein Anwesen von 70 - 80 Tagwerk Grund. Die Tochter Anna des Stegbauern heiratet einen Georg Wagner, damit ändert sich der Familienname, der Hausname Stegbauernhof aber bleibt noch Jahrzehnte erhalten, wie aus amtlichen Urkunden hervorgeht. Zu diesem Hof gehört eine Getreidemühle.

Wann diese gebaut wurde, kann nicht mehr ermittelt werden. Das Ende des Mühlenbetriebes aber steht fest, es ist das Jahr 1875. Zu dieser Zeit gehört die Mühle allerdings nicht mehr zum Stegbauernbesitz, denn im Jahr 1849 verkauft der Eigentumsnachfolger, der Sohn Franz Wagner, aus Gründen, die heute nicht mehr ermittelt werden können, wesentliche Teile des Anwesens (sie werden in den Urkunden als „Ausbrüche” bezeichnet) an verschiedene Nachbarn. So geht z. B. die Waldung Oberberg beim Hausseppen mit 8,62 Tagwerk an Johann Hainz senior in Bayrischbühl (heutiges Graßlanwesen). 11 Tagwerk unbebautes Land erwirbt ein Josef Wagner und dieser begründet durch den Neubau von Wohnhaus, Stallung und Stadel unter einem Dach auf diesen Grundstücken das Anwesen Hs.-Nr. 11½ in Unterholzen (das heutige Stelzl-Anwesen). Ein Wolfgang Bogner und seine Frau Anna geb. Hiendl erwerben das Mühlengrundstück mit 1,95 Tagwerk, und sie verkaufen es am 3. November 1862 weiter an Johann Hainz junior, der von Bayrischbühl abstammt. Dieser ist seit 1857 Besitznachfolger auf dem Anwesen Hs.-Nr. 11½ des Josef Wagner. Damit wird Hainz im Nebenerwerb Müller und das mag ihn animiert haben, 13 Jahre später dieses meist einträgliche Geschäft intensiver zu betreiben, indem er die Höllmühle erwirbt (siehe Artikel über „Die Höllmühl” im Magazin 8/2002! Red. Ergänzung: Wird bald online zu lesen sein.).

03mue unterh 2aWas war das für eine Mühle in Unterholzen? Bilder existieren nicht und Augenzeugen gibt es logischerweise längst nicht mehr. Der Nachweis aber ist gesichert, denn im Kataster des Stelzl-Anwesens sind aufgeführt die Flurstücke „Mühlleithe” und am „Mühlleithl”. Und der Mühlenstandort war noch deutlich sichtbar bis 85 Jahre nach der Einstellung der Nutzung. Alois Stelzl hat in den 60er Jahren erst die Bruchsteinmauern entfernt, zwischen denen sich einst das Mühlrad drehte. Auch das Buschwerk hat er beseitigt und das Mühlloch eingeebnet. Der Mühlgraben wurde schon viel früher aufgefüllt. Das Wasser von den drei Weihern beim Stegbauernhof, das zum Antrieb der Mühle diente (der größte von ihnen existiert immer noch), fließt heute wieder, wie ursprünglich auch, direkt dem Eigraben zu und macht nicht mehr den 200 Meter langen Umweg zum Mühlenstandort. Durch eine leichte Delle im Wiesengrundstück ist dieser Standort auch heute noch erkennbar; so lässt sich nachweisen, dass das Mühlrad wegen des geringen Höhenunterschiedes zwischen dem Zu- und dem Abflussgraben nur mittelschlächtig angetrieben werden konnte. Für diese wenig produktive Nutzung spricht auch die überlieferte Erzählung, wonach öfters der Müller und manchmal auch einer seiner Kunden ins Mühlrad schlüpfte, um es wie ein Hamster mit den Füßen zu beschleunigen. Beim Wechsel zur Höllmühle im Jahr 1875 hat Hainz die bewegliche Mühlenausrüstung mit dorthin genommen und so endet die Mühlengeschichte mit diesem Jahr.

Die vom ursprünglich halben Stegbauernhof verbliebenen 47 Tagwerk verkauft die Wagner-Familie im Jahr 1911. Sie zog nach Schmelling, wo die Nachkommen immer noch ansässig sind. Die Nachfolger auf dem Stegbauernhof (dem heutigen Moseranwesen) verkleinern es noch weiter. Heute gehören nur mehr 3½ Tagwerk dazu. Eigentümer war Manfred Ecker aus Rogendorf.


Quellen: Kataster von Stelzl und Graßl, Notariatsurkunden

Informanten: Alois Stelzl, Otto Klement, Manfred Ecker

Erstveröffentlichung: Mitterfelser Magazin 8/2002, Seite 38ff