Klasse 7B interviewt Starkeeper (1996)

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Torwart Uwe Gospodarek - 1996 im Trikot des VFL Bochum - Vergrößern durch Anklicken

Uwe Gospodarek - wenn dieser Name in den Medien auftaucht, dann horchen alle Schüler der Klasse 7B auf. Im Rahmen des Deutschunterrichts wurde der Fußballstar, der zurzeit (1996!) Keeper beim VFL Bochum ist, interviewt.

GOSPO1Klasse 7B: Uwe, da Du - wie wir - die Hauptschule Mitterfels-Haselbach besucht hast, interessiert uns natürlich Deine schulische und berufliche Laufbahn.

Uwe: Nach der Grund- und Teilhauptschule in Ascha besuchte ich die 7. bis 9. Klasse der Hauptschule in Mitterfels. Danach folgte meine Lehre als Einzelhandelskaufmann in einem Sportgeschäft in Straubing. Den Ausbildungsbetrieb habe ich während meines Betriebspraktikums in der 8. Klasse kennengelernt. Durch meinen Wegzug nach München musste ich die Lehre in Straubing abbrechen und in einem Kaufhaus in München fortsetzen.

Klasse 7B: Du bist damals in das Apartmenthaus der Jungspieler des FC Bayern gezogen, um Deine Fußballausbildung zu machen.

Uwe: Ja, doch neben dem Training hat der Verein großen Wert darauf gelegt, dass alle Jungspieler ihre Schule oder ihre Ausbildung abschlossen. Auch ein junger Spieler kann sich so verletzen, dass er nicht mehr Fußball spielen kann.

Klasse 7B: Viele Jungs träumen davon, einmal in die Fußballschule des FC Bayern zu kommen. Kannst Du sie uns beschreiben?

Uwe: Das Jugendapartmenthaus, in dem die Jungspieler untergebracht sind, besteht aus 12 oder 13 Apartments, jeweils ausgestattet mit Bad und kleiner Küche. Zu meiner Zeit dort kümmerte sich ein Ehepaar um die Spieler, vor allem darum, dass alle morgens frühstückten, bevor sie zur Schule oder an die Ausbildungs- oder Arbeitsstelle gingen. Es handelte sich dabei um 15- bis 20-jährige Jugendliche, von der B-Klasse bis zu den Amateuren. Es gibt natürlich eine Hausordnung, die z. B. bestimmt, dass alle um 23 Uhr zu Hause sein müssen.

Klasse 7B: Wie sah Deine Fußballausbildung dort aus?

Uwe: Wenn wir in der Schule oder in der Ausbildung waren, konnten wir erst am Abend trainieren, um 17 Uhr war Amateur-, um 18 Uhr A-Jugendtraining. In den Ferien hatten wir bereits um 10 Uhr vormittags Training, manchmal auch zweimal am Tag. Hier wird im Amateurclubbereich schon sehr professionell gearbeitet und versucht, an die Profikarriere heranzuführen. Der eine schafft es, der andere schafft es nicht.

Klasse 7B: Wie lange spielst Du schon Fußball?

Uwe: So lange ich denken kann, von klein auf, in der Mannschaft mit acht oder neun Jahren. Damals gab es noch keine E- und F-Jugend in Ascha. In der B-Jugend konnte man mit 12 Jahren spielen. Wenn man jünger war, hat man sich natürlich hart getan gegen die Älteren, aber geschadet hat es keinem.

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Klasse 7B: Seit wann hast Du daran gedacht, Profi-Fußballspieler zu werden?

GOSPO2Uwe: Es war immer schon ein Traum von mir, Profi-Fußballer zu werden. Ich habe das Glück gehabt, dass ich immer die Chance bekommen habe. Ich bin einer der wenigen Glücklichen, die ihr Hobby zum Beruf machen können.

Klasse 7B: Welches waren wichtige Personen in Deiner Karriere, die Dich ein Stück weitergebracht haben?

Uwe: Anfangs waren das sicher meine Eltern, mein Vater, meine Mutter waren immer dabei, wenn ich in Auswahlmannschaften spielte. Meine größten fußballerischen Fortschritte machte ich mit Trainer Hermann Gerland, der mich sechs Jahre in München trainierte und den größten Teil dazu beigetragen hat, dass ich heute Profi-Fußballer bin.

Klasse 7B: Fußballstars wie Du wechseln oft für hohe Summen ihre Vereine. Wie sieht die menschliche Seite dieser Transfers aus?

Uwe: Angebot und Nachfrage bestimmen die finanzielle Seite der Transfers. Der Spieler muss bedenken, wie viele Jahre er Profifußball spielen kann. Man muss schauen, wo man sein Geld verdient, da spielt die finanzielle Seite schon eine sehr große Rolle. Trotzdem muss mir der Beruf Spaß machen, sonst würde ich aufhören.

Klasse 7B: Ist Dein Beruf jetzt wirklich der Traumjob, den Du Dir als Kind erträumt hast?

Uwe: Das ist er auf jeden Fall. Es gibt natürlich auch einige Nachteile. Ich bin sehr oft unterwegs, habe eigentlich keine Wochenenden, und die Familie bzw. meine Verlobte muss oft zurückstecken, weil ich nicht viel daheim bin. Aber es ist doch das, was ich mir gewünscht habe, mein Hobby als Beruf ausüben zu können.

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Klasse 7B: Sicher hast Du neben Fußballspielen und Trainingsterminen nicht viel Freizeit. Es interessiert uns aber doch, was Du in dieser Zeit unternimmst.

Uwe: In Bochum hat man die Möglichkeit, von einer Stadt in die andere zu fahren, nach Essen, Düsseldorf, Köln, die alle nicht zu weit entfernt sind. Außerdem spiele ich gelegentlich etwas Tennis, gehe gern Essen oder ich faulenze ein bisschen.

GOSPO5Klasse 7B: Wir beschäftigen uns zurzeit in der Schule mit dem Thema “Drogen”. Was denkst Du als Sportler über das Thema? Was hältst Du von Alkohol am Steuer?

Uwe: Ich stehe voll hinter der Aktion “Keine Macht den Drogen” und trage auch immer wieder das T-Shirt dazu. Drogen führen in einen Rauschzustand, fern von aller Realität. Das ist nicht die Verfassung, in der das Leben abläuft. Man kann sich mit Drogen das Leben kaputtmachen. Alkohol am Steuer kann tödlich sein. Wenn ich Alkohol getrunken habe, fährt auf jeden Fall meine Verlobte.

Klasse 7B: Unsere Schule hat nach Deiner Schulzeit eine schöne Bücherei eingerichtet. Erinnerst Du Dich noch an ein Lieblingsbuch?

Uwe: Ich las immer lieber Sportmagazine oder Tageszeitungen.

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Klasse 7B: Welche Musikrichtung hast Du als Jugendlicher bevorzugt, welche hörst Du heute gerne?

Uwe: Ich habe eine Zeit mit meinem Bruder Hardrock und Heavy Metal gehört, dann hat sich mein Geschmack geändert, und ich höre mir heute alles an, was mir gefällt, bin in alle Richtungen offen außer für Jazz.

Klasse 7B: Gibt es eine Empfehlung, die Du uns als Hauptschülern für unsere bevorstehende Berufswahl geben kannst?                                                                

Uwe: Da ich sehr mit dem Sport verbunden war, habe ich in einem Sportgeschäft gelernt. Jeder soll das machen, was ihm Spaß macht, wo er Möglichkeiten sieht, dass er sich weiterentwickeln kann, und bedenken, ob er davon auch leben kann. Es hat keinen Sinn etwas zu lernen, was man später nicht machen will.

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Klasse 7B: Wir bedanken uns für das Interview.

 

Quelle: Klasse 7B Mitterfels, in: Mitterfelser Magazin 2/1996, Seite 103f